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Regen, Regen und eine Vierzig!

Wie soll ich die letzten drei Tage in passende Worte fassen?
Es gibt eigentlich nur ein Wort: REGEN!

Es gibt ja unterschiedliche Arten von Regen. Es gibt leichten Regen, Nieselregen, geraden Regen, schrägen Regen, Gewitterregen, Sommerregen, warmen Regen, Eisregen und es gibt schottischen Regen! Schottischer Regen ist fies. Durchdringender, pieseliger feiner Regen, der innerhalb kürzester Zeit alles durchnässt. Fies deshalb, weil er einem den Urlaub verregnet. Selbstverständlich wussten wir, als wir losfuhren, dass es nass wird hier. Aber drei Tage Dauerregen gehen aufs Gemüt. Kurzum, wir sind in den Osten geflüchtet. Aber von vorn.

Gestartet sind wir auf Islay, da hatten wir noch Sonne im Gepäck, die Insel verabschiedete sich von uns mit Sonnenschein und schönem Wetter. Eine lange Fahrstrecke lag vor uns, um die 250 km. Klingt nicht viel, aber in Schottland zieht sich das schnell mal aufs gefühlt Doppelte. Landstraße, mit vielen vielen anderen Touristen in ihren Camperwägens. Die Landschaft entschädigte uns für all die Schleicher vor uns. Atemberaubend, wie sich die Umgebung veränderte und die Berge immer höher wurden. Traumhaft schön!

Aber wir hielten nicht an und fuhren immer weiter, weil wir ankommen wollten, um all das vor Ort zu genießen. Ein Campingplatz war dann schnell gefunden, mit einer wahnsinnig schönen Aussicht auf die Berge, schön an einem Fluss gelegen. Wir besorgten uns was zum Grillen und fuhren zurück. Mit uns fuhren ein paar dunkle Wolken am Himmel mit. Es wird doch wohl nicht … oder doch?

Kaum am Platz angekommen, war es erst noch schön, mit ein paar Wölkchen. Aber kurze Zeit später fing es auch schon an zu nieseln und der Wind blies kräftig dazu. Wir ließen uns die Stimmung aber erstmal nicht versauen und grillten gegen das doofe Wetter an. Hier schlossen wir auch das erste mal in diesem Urlaub Bekanntschaft mit der miesesten Gestalt in Schottland: der Midge! neinnein, keine Mücke, die sind noch harmlos gegen die fiesen Midges. Midges sind nur halb so groß wie Mücken und sie stechen nicht, sie beißen! (okay, der Fairness halber muss man sagen, nur die Weibchen beißen). Lästige kleine Biester, die man nicht los wird. Sie fliegen einem ständig ins Gesicht, bevorzugt in die Augen. Autsch. Als es dann richtig anfing zu regnen, waren sie dann weg. Nunja, Pest oder Cholera …. :))

Wir gingen früh in die Heia, wollten für morgen fit sein, Sightseeing in Fort William und dann weiter auf die Insel Skye. Diese Insel ist unser nächstes großes Ziel. Landschaftlich wohl das Schönste, was uns in diesem Urlaub passieren wird. Wir sind so gespannt. Und morgen ists bestimmt auch wieder schön.

Geweckt werden wir von einem gemeinen Geräusch. Es prasselt auf unser Zeltdach. Regen! Wir schieben den Reißverschluss ein wenig auf und uns schaut ein dunkelgrau verhangener Himmel an, der unablässig Wasser zu uns runter schickt. Ach nö, echt jetzt? Wir frühstücken erstmal, um abzuwarten, ob es sich vielleicht wieder aufklart?! Hm. Natürlich nicht. Wir bauen im strömenden Regen ab und machen uns auf den Weg Richtung Fähre. Vielleicht ist ja auf der Insel besseres Wetter. Vielleicht.

Unterwegs nehmen wir noch einen für mich sehr wichtigen Spot mit. Die berühmte Harry Potter-Brücke. Wer die Filme geschaut hat, kennt die Szene, in welcher Harry und Ron in einem vom Papa gemopsten Flug-Auto den Hogwarts-Express hinterher fliegen. Dieser wunderschöne Viadukt, über den sie fliegen und auf dem unten der Dampflok-Zug pfeift, steht genau hier in Schottland. Da muss ich hin! Trotz strömenden Regen, trotz komplett überfülltem Parkplatz und drei hasenwilden Wendemanövern auf der stark befahrenen Landstraße, um noch irgendwo den Schaukelbenz reinzuquetschen. Einen ZweiKilometer-Matsch-Marsch später stehen wir unter der Brücke, die, wenn man drunter steht, garnicht mehr so gewaltig ausschaut. Wir laufen ein bisschen weiter und können trotz des extrem grauen Himmels noch ein oder zwei schöne Bilder machen. Denn von weiter weg ist er dann doch wunderschön, der Glenfinnan Viadukt.

Übrigens: So extrem voll war es, weil 15 Minuten vorher der Hogwarts-Express, nein quatsch, der Glenfinnan-Express drüber gezuckelt ist. Mit Dampflok! Mit Tüüüttüüüüt! Und zuckersüßen Qualmwölkchen! Und wir habens verpasst. ;(

Wir fahren weiter, immer weiter Richtung Fähre, die uns endlich aus dem Regen heraus und auf die Insel bringen soll. Als kleiner Trost für die verpatzte Viadukt-Überfahrt haben wir noch den Express im Bahnhof stehend getroffen.

Fähre. Hm. Irgendwie hatten wohl auch ganz viele andere Leute diese Idee, denn wir können erst die überüberübernächste Fähre nehmen. Vier Stunden Wartezeit in dem kleinen Fischerörtchen Mallaig, in dem alle Restaurants und Bistros brechend voll sind, weil ja alle Wartenden Schutz vor dem Regen und ne warme Mahlzeit suchen. Wir quetschen uns noch in einen Pub, ordern zwei Bierchen und ne Kleinigkeit zu futtern und warten. Draußen fällt weiterhin tonnenweise Wasser vom Himmel. Auf dem großen Monitor an der Decke sehen wir den weather-forecast für die nächsten Tage und der sagt leider leider nichts Gutes voraus. Auch wenn eine Wettervorhersage in Schottland eh meistens Makulatur ist, die Tendenz stimmt trotzdem. Die nächsten zwei Tage Dauerregen für die komplette Westküste inklusive aller Inseln. ouuumann!

Wir machen noch einen kleinen Abstecher zum Strand, aber das macht so auch nicht wirklich Spaß.

Wir checken ein zur Fähre und reden uns ein, dass es doch dort hintendrüben schon viel heller wäre am Horizont. Die Überfahrt auf die Insel Skye ist kurz und stürmisch und natürlich regnet es hier auch in Strömen. Nix heller! ;)) Wir machen das Beste draus und navigieren den von uns im Vorfeld rausgesuchten Campingplatz an. Unterwegs sehen wir, was für eine traumhaft schöne Insel Skye ist. Diese wundervollen Berge, die sich rechts und links von der Landstraße nach oben strecken und überall kleine Wasserfälle, fjordähnliche Flussläufe, grüne Wiese und Felder. Es geht hoch und runter, die Insel ist ein Juwel!

Als wir am Platz ankommen, erahnen wir nur, wie geil dieser Platz liegt, wenn einigermaßen Wetter ist. In einem atemberaubenden Tal direkt an einem Flusslauf. Wow. Wir buchen uns für eine Nacht ein und flüchten in das Hotel nebenan, welches eine Bar hat, die Whisky-Bar 2016 geworden ist. Hier ist heute Abend Live-Musik, und wir beschließen, so lange sitzen zu bleiben, bis es entweder aufhört zu regnen oder wir sowieso ins Bett gehen. Ihr könnt raten, welche der beiden Optionen gewonnen hat. Nunja, ein wirklich toller Live-Musiker hat uns den Abend in der Bar versüßt und gegen 10 sind wir dann todmüde ins flink aufgeklappte Dachzelt gekrochen. Morgen wirds bestimmt besser! Bestimmt!

Ich werde sehr früh wach und natürlich klopft noch immer das Wasser von oben aufs Dach. Ich zücke das Handy, checke den Wetterbericht, der für heute und morgen tatsächlich Dauerregen verspricht und beschließe, dass wir Skye wieder verlassen und unseren Reiseplan etwas wetterpassend modifizieren. Im Osten des Landes ist besseres Wetter laut Vorhersage. Dort wollten wir sowieso hin nach diesem Inseltrip und ich entscheide, hier abzubrechen und dass wir gleich nach Dufftown weiter fahren. Wer weiß, vielleicht canceln wir auch die für danach geplante Heimreise über die Ostküste und fahren nochmal hier auf die Insel Skye zurück, quasi Versuch #2. Gesagt getan! Aber zu allerallererst singe ich meinem noch ganz verschlafen dreinschauenden Gatten ein schräges Geburtstagslied. Denn er wird heute VIERZIG!

Happy happy Birthday!

Die Aussicht auf vielleicht später besseres Wetter lässt die Laune sprunghaft ansteigen und der Geburtstag sowieso und wir klappen schnell unser Nachlager ein, und sind schon wieder auf der Straße. Lieber fahren wir heute drei Stunden Auto als stundenlang im starken Regen irgendwo rumzustapfen und uns zu ärgern. Zurück nehmen wir den Weg über die Brücke Richtung Festland und steuern die Speyside um Dufftown an.

Dufftwon ist die socalled „Capital of Single Malt Whisky“. In Wahrheit ist es ein winziges kleines verschlafenes Nest. :)) Kurz vorher sehen wir eine Destillerie, deren Namen wir noch nicht gehört oder gelesen haben: Ben Riach. Also Blinker links und raus. Hier ist alles ganz ursprünglich, kein Kommerz, kein „Visitor Center“, kein „Shop“. Lediglich ein kleines Schild „Office“ sehen wir und treten ein. Ein Mann sitzt am Schreibtisch und telefoniert und zeigt mit dem Finger nach links. Wir treten durch und finden einen kleinen Showroom, in dem die Sorten präsentiert sind und eine kleine gemütliche Sitzecke. Kurze Zeit später begrüßt uns der Manager himself und wir erleben eine ganz spezielle Whiskyprobe, an die wir uns bestimmt noch lange erinnern werden. Er erzählt sehr lebendig von seiner Destillerie, seinem Whisky und wir probieren mehrere Sorten. Einer bleibt dem guten JAN dermaßen auf der Zunge, dass er mich dackelaugenblinzelnd anschaut: „Geburtstagsgeschenk?!“ Selbstverständlich! Von Ewan bekommt er dann noch zum Ehrentag zwei passende Gläser geschenkt und wir verabschieden uns herzlich.

Wir finden einen Campingplatz der wirklich megasüß ist, mit einem sehr speziellen Chef, der einem mit einem lauten „Heiieeeeelooohooo“ begrüßt. Er spricht wie auf ner Büttenrede, ich summe unweigerlich den Narrhalla-Marsch. Wirklich sehr crazy und auf eine nette Art verrückt. Hier fühlen wir uns wohl, hier bleiben wir.

Achja, das Wetter. Das wurde tatsächlich wie gesehen immer immer besser auf unserem Trip Richtung Osten. Der Himmel riss auf und es wurde heller. Der Regen hörte auf und man konnte sogar schon ein paar blaue Fleckchen da oben entdecken. Alles richtig gemacht. Wir kauften alles für ein zünftiges Geburtstagsgrillerchen ein und zelebrierten die „Fertzsch“ mit Spareribs, schottischem Bier und zum Nachtisch einen Schokoladenkuchen und zum NachNachtisch noch zwei Whisky. 🙂

Nochmal: Alles Gute zum Geburtstag! <3

Ein Gedanke zu „Regen, Regen und eine Vierzig!“

  1. –> neinnein, keine Mücke, die sind noch harmlos gegen die fiesen Midges. Midges sind nur halb so groß wie Mücken und sie stechen nicht, sie beißen! <–
    Entwerder sind bei euch die Mücke sehr kein oder ihr habt die größten Midges ever in Schottland getroffen. Aus Jahrelanger Füttererfahrung für die Midges kann ich sagen, die Viecher sind ca 2mm lang und sehr seeeehr bissig 😀

    bis denne
    rebel

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