Zum Inhalt springen

Barley, peat and water

Nach einer sehr unruhigen Nacht klingelt 5 Uhr unser Wecker im Dachzelt. Ich habe nicht wirklich gut geschlafen. Zum einen durch die merkwürdigen Gestalten nachts und zum anderen, weil JAN seit ca. einer Woche erkältet ist und mir dauerhaft ins Ohr hustet und schnieft, während er selbst wiederum seelenruhig schläft …. :))
*einwenigmitleidbitte*

Die erwartet kleine Fähre entpuppt sich dann doch als recht großes Schiff mit einem schönen Aufenthaltsbereich. Nach zwei Stunden sind wir drüben. Drüben auf Islay, dem heimlichen Hauptziel dieser Schottland-Rundreise. Hier auf Islay (gesprochen: Eila) werden die Lieblingswhiskys von JAN destilliert. Von hier kommen die extrem rauchigen Edelwasser, die er so sehr mag. Selbstverständlich reizt Islay auch mit viel Landschaft, aber das ist vorerst zweitrangig. Wir werden die nächsten zwei Tage nutzen, um ein paar  Destillerien zu besuchen und ganz viel über Whisky zu lernen.

Als wir anlegen, empfängt uns die Insel mit einem leicht bewölkten Himmel. Als erstes wollen wir unseren Campingplatz suchen. Den habe ich vorab gebucht und er soll nach den Bildern im Netz schön am Wasser liegen. Wir finden ihn recht schnell und er liegt tatsächlich fantastisch. Da wir aber zu früh sind und noch nicht einchecken dürfen, drehen wir noch eine Runde über die Insel. Kurz vor dem Platz war ein Abzweigschild, rechts ab, nach Kilchoman. Dort ist eine der acht aktiven Destillerien der Insel. Es ist zwar noch recht früh, aber wir nutzen die Zwangspause, um unsere allerallererste Führung zu erleben. Dass wir bei der kleinsten der Insel gelandet sind, wussten wir bis dato noch nicht. Die Führung war toll, kostete £5 und es waren zwei Kostproben und das Tastingglas inklusive. Phantastisch. Bryone hieß unser Guide und sie hat es geschafft, dass diese Führung immer etwas Besonderes bleiben wird. Wir haben alles gelernt über «barlay, peat and water», die einzigen drei Zutaten, die einen Whisky hier in Schottland ausmachen. Über das Mahlen der Gerste, das Maischen, Vorgären und das eigentliche Destillieren. Hier bei Kilchoman durften wir sogar zusätzlich noch in die Flaschenabfüllerei hineinsehen, was bei den anderen nicht mehr möglich ist. Was zum Teil auch daran liegt, dass nur noch zwei Destillerien direkt auf der Insel lagern und abfüllen. Danke Bryone – Danke Kilchoman. Die erste Verkostung bleibt in den Erinnerungen immer die erste. 🙂

Den Schwung mitnehmend wollten wir gleich in die nächste Whiskystube und steuerten Bowmore an. Laut Plan hätte da gleich eine Führung sein sollen – aber uns empfing ein geschlossenes Tor. Keiner da. Hm. Der Himmel wurde auch immer dunkler und es fing an zu regnen. Gut, dann fahren zurück an den Campingplatz und checken ein. Der Wind wurde immer stärker, man konnte kaum noch eine Autotür öffnen, ohne dass nicht alles fast davon flog. Und es goss wie aus Kübeln. Wir retteten uns in das Café auf dem Campingplatz, auch um mal unsere Geräte alle zu laden. Es wurde immer immer dunkler draußen und nun stürmte es richtig. Bei diesem Wetter will keiner mehr raus. So langsam machte ich mir Gedanken um unser Dachzelt und um eine Nacht darin bei diesem Wetter. Ohjee. Aber das wollte wir so, da müssen wir jetzt durch.

Dieses Unwetter tobte drei Stunden, bevor es deutlich heller wurde draußen und doch tatsächlich die Wolken aufrissen und die Sonne nochmal raus kam. Mittlerweile war es abends, aber wir machten uns doch nochmal auf und fuhren bis ans Ende der Insel hinunter. Hier bekamen wir ein tolles Schauspiel zu sehen.Die See war extrem wild und rauh, der Wind pfiff uns um die Ohren, aber die Sonne schien. WOW. Natur pur und wir standen einfach nur da und genossen diesen Moment. Wunderbar.

Zurück am Platz gönnten wir uns ein Abendbrot im Auto sitzend. Platz ist in der kleinsten Hütte und ein Brot kannste überall schmieren.

Denn schon wieder war es duster und der Wind nahm an (für mich gefühlt Orkan-)Stärke erneut zu. Das Dachzelt aufzuklappen war eine Herausforderung und man war innerhalb von Sekunden nass und durchgefroren. Unten im Auto sitzend schaukelt es schon ganz schön, wie wird das erst, wenn man da oben drin liegt?!?!

Es war eines der krassesten Erlebnisse bisher. Wir haben noch spaßeshalber philosophiert, dass es genauso im Lager 3 am Mount Everest sein muss. Das Dachzelt hat gebebt und geschwankt, der Sturm pfiff und fauchte ums Zelt herum, riss an den Planen, die Reißverschlüsse klapperten, der Regen prasselte aufs Zelt ein. An Schlaf war für mich nicht zu denken. Als sich draußen deutlich merkbar etwas löste und kurz später auch ein Rumpeln zu hören war, saß ich stocksteif im schaukelnden Zelt. Ein vorsichtiger Blick nach draußen – die LEITER hat es weggeweht! Bei ihrem Abgang riss sie auch noch die Verkleidung vom Außenspiegel aus der Verankerung. Zum Glück kam sie nicht weit und JAN konnte den Flüchtling wieder einsammeln. Irgendwann bin sogar ich dann eingeschlafen und wir wachten morgens auf und die Sonne schien, als wollte sie sagen: „guckt, war gar nicht so schlimm!“ Unseren Kaffee tranken wir mit Blick in die Sonne.

Ein Gedanke zu „Barley, peat and water“

  1. Wir haben so eine Nacht weit oben im Norden mitten in der Pampa beim Trekking gehabt. Der Orkan hat das Zelt bis in unser Gesicht runter gedrückt. Eine ebenso nicht schöne Nacht und dazu der Krach, den der Wind gemacht hat. Entspannt schlafen ist was anderes.

    bis denne
    rebel

Dein Kommentar

Diese Seite verwendet Cookies, um die Nutzerfreundlichkeit zu verbessern. Mit der weiteren Verwendung stimmst du dem zu.