Zum Inhalt springen

70! – Rundreise Tag 7

Und da ist er auch schon wieder, dieser ungeliebte Tag, dieser Abreisetag! So lange haben wir uns auf diese Reise gefreut und dann macht es schwubbs – und es ist schon wieder vorbei. Aber wir haben ja noch einen halben Tag vor uns, der nicht ungenutzt verstreichen lassen werden. Ein letztes Frühstück bei Jill, eine herzliche Verabschiedung und wir haben schon wieder alles im Auto verstaut. Schön wars hier draußen in den Pentland Hills.

Eine letzte Übersicht habe ich auch noch …

Wir steuern direkt den Royal Botanical Garden an. Der Papa ist ein riesiger Pflanzenfreund mit eigener Kakteenzucht und -sammlung. Die Eltern haben einen tollen Schrebergarten, der schon seit über 40 Jahren in Familienbesitz ist und in dem ich groß geworden bin. Dem Papa machste mit Pflanzen immer eine große Freude, also hielt ich den Botanischen Garten für einen würdigen Abschluss unserer Schottland-Reise.

Parkplätze gibts vor der sehr weitläufigen Anlage sehr viele. Wir parken unseren Mietwagen regelkonform, ziehen brav ein Ticket am nächstgelegenen Parkautomat, nicht ahnend, dass noch Probleme geben wird.

Der Eintritt ist frei, lediglich für die Glashäuser zahlt man £7 pP. Das erscheint uns fair, außerdem wollen wir die sowieso sehen. Also lösen wir Tickets, bekommen einen Parkplan in die Hand gedrückt und los gehts. Wir versuchen uns eine Art Rundweg zusammen zu stellen, dass wir so viel wie möglich sehen können und merken schnell – der Park ist ja riesig! Aber wie haben ja Zeit. Erst gegen nachmittag müssen wir am Flughafen sein. Also kein Problem. Das Internet weiß zum Botanischen Garten:

Der Royal Botanic Garden Edinburgh ist ein Highlight jedes Besuchs in der schottischen Hauptstadt. Diese spektakuläre Living Collection ist ein nationaler Schatz Schottlands und fast 350 Jahre alt. Inmitten einer über 30 Hektar großen wunderschönen Landschaft und nur 1,6 km nördlich des Stadtzentrums bietet der Garten einen herrlichen Panoramablick auf die Skyline der Stadt mit dem Edinburgh Castle. “The Botanics, wie der Garten liebevoll vor Ort genannt wird, ist zu jeder Jahreszeit atemberaubend. Ein Highlight ist eine Besichtigung der 10 prächtigen Glashäuser des Gartens, darunter das Victorian Temperate Palmhouse und das Tropical Palmhouse. In zehn verschiedenen Klimazonen, von dampfenden Tropen bis hin zu trockenen Wüsten, beherbergen die Glashütten über 3.000 exotische Pflanzen aus der ganzen Welt. Weitere Höhepunkte sind der Steingarten, die Alpenhäuser, der Waldgarten, der Teich, das Arboretum oder die Baumsammlung, die Chinese Hillside, die Rhododendron Collection und die Scottish Native Plants Collection im Heidegarten.

Der erste Weg führt uns ins Inverleight House. Hier ist eine sehr interessante Ausstellung mit Makroaufahmen von Insekten. Auf riesige Leinwände gedruckt ist es fast surreal anzuschauen. Man kann irgendwie garnicht glauben, dass das Fotos sind, denkt eher an künstlich erzeugte Trickbilder. Sie sind so detailreich, gestochen scharf und so bunt. Wer hätte gedacht, dass Käfer, Spinnen, Fliegen und dergleichen so farbenfroh sind?

Der Botanische Garten ist wirklich wunderschön. Wir durchlaufen langsam die grünen Anlagen, treffen unterwegs auf rotzfreche Eichhörnchen und entern dann die Glashäuser. Es sind 10 Stück, die man hintereinander durchlaufen kann. Sie sind alle miteinander durch Überführungen verbunden. Hier findet man wirklich alles. Tropisch heiß mit sich schon am Hallendach biegenden Palmen und einer Luft, dass du glaubst, zu ersticken und dann wieder Wüste mit Kakteen.

Insgesamt sind wir bestimmt 3 Stunden hier und wollen eigentlich hier auch ne Kleingikeit im Café futtern aber alles belegt und auf einen Tisch warten, macht keinen Sinn. Wir beschließen, den Park zu verlassen und unterwegs nochmal anzuhalten.


Wir laufen auf unseren flotten Mietwagen zu, steigen ein und sehen dann auf einmal einen weißen Zettel unterm Scheibenwischer klemmen. Höh? Was ist denn das? Werbung?

Mitnichten!

Es ist ein Strafzettel!

In feinstem Bürokraten-Englisch. Na bravo. Wir übersetzen uns Stück für Stück das Schreiben und lesen heraus, dass wir ohne gültigen Parkschein geparkt hätten. ??? Was ist denn das für ein Quatsch. Ich bin doch extra noch über die Straße gelatscht, hab für ein paar Pfund einen Parkschein gelöst, der sogar viel länger gültig ist, als wir benötigt hätten. Wir verstehen das überhaupt nicht. Los geht die Suche nach einer Nummer auf diesem Schreiben. Nichts. Absolut keine Chance, da zu intervenieren. Wir fotografieren sämtliche Beweise und machen uns mit einem blöden Gefühl im Bauch auf zum Flughafen. Da muss ich wohl daheim ran?!

Diese ganze Aktion hat uns so viel Zeit gekostet, dass wir beschließen, jetzt erstmal durchzufahren und im Terminal was zu Futtern zu suchen. Eine weise Entscheidung. Denn zuerst scheitern wir an der Suche nach einer Tanke in Flughafennähe?! Wie blöd aber auch … Dreimal im Kreisel rum und immerwieder ne andere Ausfahrt werden wir endlich fündig. Und dann stehen wir auch noch ewig an der Mietwagen-Abgabestation. Hier ist die Hölle los, zumal eine Reisegruppe vor uns ein riesen Palaver veranstaltet wegen einer Delle in der Motorhaube.

Wir sind heilfroh, dass wir unser Auto ohne Beanstandung abgenommen kriegen, denn – jetzt kommts – als wir den Wagen vor einer Woche abholten, hats geschüttet wie aus Kannen (wer erinnert sich? klick) und wir haben am klitschnassen Auto damals einen riesen Kratzer an der Frontschürze nicht gesehen und auch nicht aufnehmen lassen. Wir sind also echt erleichtert, als wir von dannen ziehen dürfen. Wir erklären dem Mitarbeiter das Problem mit dem Strafzettel und er sagt uns, dass wir das selbst klären müssen. Aber er meint, dass wir ja einen gültigen Parkschein haben und das nur eine Formsache sei. Na das wollen wir mal hoffen.

Am Flughafen checken wir ein. Natürlich geht auch hier nicht alles glatt. Boah, echt ey. Die Mitarbeiterin am Schalter wiegt akribischst genaustens unsere Koffer. Und obwohl die Gesamtmenge kein Thema ist müssen wir umpacken, so dass jedes der Gepäckstücke die maximale Last anzeigt. Entwürdigend, direkt vor aller Augen & Ohren … wir werden laut angeschnauzt von ihr, dass wir uns gefälligst aus dem Weg machen sollen und “das da” woanders erledigen sollen. BLÖDE KUH! Sie ist so unmöglich, dass sich sogar andere Leute in der Schlange laut über sie aufregen und uns beipflichten. So geht man nicht mit Kunden um, schon garnicht mit älteren Menschen (meine Eltern sind etwas verstört, weil sie auch nicht alles verstehen) und ich muss mich echt über das Procedere eines solchen Konzerns wundern. Immerhin sind wir nicht Ryanair geflogen sondern Lufthansa!

Zu guter Letzt – na, wer ahnts? – hat unser Flieger auch noch Verspätung. Na toll. Alle Aufregung und Hetze umsonst. Wir setzen uns in einen gemütlichen Pub, mit Blick auf unser Gate, kommen ein klein wenig runter und stoßen hier auf diesen tollen Kurzurlaub mit einem letzten Pint schottischen Bier an. Wir vier sind uns einig:

ES WAR WUNDERSCHÖN!

Schottland, du einmalig schönes Fleckchen Erde. Auch wenn du uns diesmal abnormal viel Regen und kalte Temperaturen beschert hast, wir lassen uns nicht abwimmeln. Der Zauber bleibt. Und meine Eltern haben ihn auch spüren können und nehmen so viele tolle Erinnerungen mit nach Hause. Der Papa hat gefühlte zigtausend Gigabites fotografiert und gefilmt. Es könnte Jahre brauchen, das Material zu sortieren, sichten und in Form zu bringen. Aber wie ihn kenne, wird er Gas geben und uns allsbald ein Video zeigen, welches er wieder selbst geschnitten hat.

Mit Siebzig!


Übrigens: Die Auflösung zum Strafzettel: Ich hab es tatsächlich geschafft und mich durch die Internetseite gekämpft. Für einen Nichtmuttersprachler eine echte Qual. Man muss sich Anmelden, einen Account anlegen, alles immer versteckt und nicht so einfach zu finden, dann Bilder hochladen, eine Eingabe bzw. Widerspruch formulieren und dann … warten! Aber hey, die Mühe hat sich gelohnt. Etwa zwei Monate später kam eine Email, dass der Strafzettel berechtigt war, aber man von einer Strafe absehe. Unser Vergehen:

Wir haben den Parkschein am FALSCHEN AUTOMAT gezogen!!!

Glaubste nicht, oder? Doch! Genau so ist das. In Schottland musste sogar drauf achten, an welchem Automat du dein Ticket ziehst! So sindse. Wir sind heilfroh, dass die Nummer so ausgegangen ist, die Strafe wäre dreistellig gewesen! So nahm das auch noch ein gutes Ende. <3

Dein Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Seite verwendet Cookies, um die Nutzerfreundlichkeit zu verbessern. Mit der weiteren Verwendung stimmst du dem zu.