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Unsere dritte Tattoo

… und heute ist gleichzeitig auch unser fünfter Hochzeitstag. Heute vor fünf Jahren haben wir in unserer Burg gestanden, uns mit bis zum Hals klopfenden Herzen angeschaut und “JA!” zueinander gesagt und das mit einem rauschenden Hochzeitsfest besiegelt.

Völlig unspektakulär sieht allerdings der Start in diesen besonderen Tag aus. Wir rufen uns ein Mini-Cab, welches uns an den Fluss runter fährt, wo unser erstes Ausflugsziel für heute liegt. Das Riverside-Museum, dessen außergewöhnliche Fassade schon von weitem zu sehen ist. Direkt nebenan liegt ein Segelschiff, welches man (meiner Recherche nach) auch besichtigen kann. Wir sind gespannt. Wie alle staatlichen Museen in Glasgow ist hier der Eintritt frei – eine tolle Angelegenheit, wie wir beide finden. Wir kommen recht früh dort an und holen uns erst einmal jeder einen großen Becher Kaffee an einem der Stände auf dem Vorplatz. Sandwiches, die wir gestern noch gekauft haben, hatte ich im Rucksack dabei und so haben wir erst einmal an der frischen Luft gefrühstückt – umlauert von hungrigen Tauben und Möwen. Wir beobachten viele Besucher, die alle unverrichteter Dinge an der großen gläsernen Tür zum Museum rütteln und dann in Richtung Segelschiff abbiegen. Als wir satt und zufrieden auch auf Erkundung gehen wollen, erfahren wir dann auch den Grund. Wir sind alle schlicht und einfach zu früh. Es ist noch zu. 🙂 Also entern wir, wie die anderen frühen Besucher auch, zuerst einmal das Schiff.

Ein wundervolles stählernes Segelschiff. Sie wurde 1896 als “Glenlee” getauft, später nach Spanien verkauft, dort lief sie unter einigen anderen Namen, bevor sie in den 90ern wieder nach Hause geholt wurde und für unzählige Pfund restauriert wurde. Sie war in einem wirklich erbärmlichen Zustand, als sie in einer spektakulären Aktion ihre “letzte” Großsee-Reise im Schlepptau antrat. All das haben die Museumsbetreiber wunderbar in einem kurzen Film dokumentiert.

Das Schiff selbst ist natürlich eine Augenweide, alles kann besichtiigt werden, die vielen Holzauf- und anbauten wurde orginalgetreu nachgebildet und im Inneren des Schiffes verbirgt sich ein kleines Café, ein Shop und weiter unten Räumlichkeiten mit genialen Mitmach-Spielen für Kinder, ganz in Piraten-Manier. Wir sind total begeistert. Ein wirklich großartiges Schiff. Wir werfen hier von Herzen gern ein paar Pfundmünzen in die Donation-Box am Ausgang.

Mittlerweile ist auch das große Museum geöffnet und wir wissen wirklich nicht, was uns genau erwartet. Klar habe ich im Vorfeld ein paar Bilder gesehen und weiß zum Beispiel, dass da Autos an der Wand hängen und ein Straßenzug komplett nachgebildet wurde. Aber ganz ehrlich? Das was wir zu sehen bekommen, als wir durch die Tür gehen, haut uns schlicht weg um! Die schwarze Glastür schließt sich hinter uns und als erstes stehst du vor einer Dampflok. Eine echte, riesengroße, komplette Dampflok. Dicht dahinter ist die Arnold Clark Automobil Wand. Da hängen unzählige Autos mehrere Generationen quer durch die Automobilgeschichte. Das Museum zeigt um die 21.000 Objekte, die mit verschiedenen Transportmitteln in Verbindung stehen. Da sind Boote, Autos, Lastwagen, Busse, Motorräder, Karrussels, Pferdekutschen, Dampfloks, Straßenbahnen, Krankenwagen, Feuerwehren, Skateboards, Kinderwagen und Fahrräder, sogar eine U-Bahn inklusive U-Bahn-Tunnel kann man besichtigen und in fast alles kann man hineingehen oder sich hineinsetzen. Außerdem sind diverse kleine Ausstellunsgräume, die dich durch die einzelnen Jahrzehnte mit ihren Eigen- und Besonderheiten schicken. Eine Zeitreise der besonderen Art.

Im zweiten Stockwerk findet man eine kleine Extra-Ausstellung zum Terroranschlag auf die Pam Am Flug 103, welche über Lockerbie abstürzte und so viele Menschenleben forderte. Wir stehen etwas bedrückt vor der Videowand, als wir die Aufnahmen der Katastrophe sehen.

Am meisten faszinierte uns der nachgebildete Straßenzug aus den 20er Jahren mit den damals üblichen Geschäften und vielen originalen Exponaten aus der Zeit. Wir waren wirklich in JEDEM der elf Geschäfte drin und kamen aus dem Staunen kaum heraus.

Das haben wir definitiv so nicht erwartet und können wirklich jedem, der eine Reise nach Glasgow plant dieses Museum nur wärmstens ans Herz legen.

Da wir heute früh leider die Tickets für die Tattoo in der Wohnung vergessen haben, schnappen wir uns flink ein Taxi und lassen uns mit diesem kleinen Umweg an den Busbahnhof fahren. Ich habe im Vorfeld recherchiert, dass die günstigste Variante, nach Edinburgh zu kommen, via Fernbus ist. Geht ganz einfach, Ticket am Schalter lösen (£20 hin und zurück für uns beide) und einen der alle halbe Stunde fahrenden Busse besteigen. Saugeil. Sogar die Sonne kommt zwischendurch mal raus.

Wir verbringen einen wundervollen Nachmittag in Edinburgh, schnabulieren ein ganz feines Hochzeitstag-Fresschen im “The Canons’ Gait” und lassen uns hier und da im Festival-Chaos nieder. Die Stadt platzt mal wieder aus allen Nähten, alle nur erdenklichen Lokalitäten sind Bestandteil dieses über mehrere Wochen dauernden Festes. Als es gegen Einlasszeit geht, zieht es uns in den Pub, in dem wir schon bei unserer ersten Tattoo die Wartezeit überbrückt haben. Das ist das “Ensign Ewart”. Ein unglaublich authentisches Lokal und uralt, irgendwas mit 1630 erbaut, glaube ich. Und eine brütende Hitze da drin. Keine Ahnung, wie das geht, denn draußen ists eigentlich frisch! Wir finden zum Glück einen Tisch direkt an der Tür, dort weht eine leichte Brise herein. Wir kommen flink ins Gespräch mit den Leuten am Tisch neben uns. Ein etwas älteres Ehepaar, aus Kentucky, wie wir erfahren. Und die beiden sind sehr gesprächig. Wir unterhalten uns wirklich sehr sehr gut mit den beiden. Am Ende tauschen wir Emailadressen aus und bekommen eine Einladung nach Kentucky. Sie bestehen geradezu darauf, sobald wir wieder einmal im Staate sein solten, dass wir sie besuchen. Wirklich unglaublich nett die zwei. Passt ja – der JAN will unbedingt ja mal zu den Moonshinern. 🙂

Und dann ist es auch schon Zeit – unsere dritte Tattoo hier in Edinburgh wartet auf uns. Wir haben megageile Plätze erwischt. Können alles gut sehen und haben einen guten Blick auf das Castle, welches ja immer so wunderschön als Projektionsfläche genutzt wird. Und was sollen wir sagen? Es war die schönste Tattoo, die wir bisher erleben durften. Nicht ein einziger Beitrag, der eher ein kleines “Naja” auf unsere Lippen gezaubert hätte. Im Gegenteil. Jeder Teil war ein Wow! Ein dickes fettes WOW! Absolut glückseelig ziehen wir also nach über zwei Stunden Show, berauscht von dieser traumhaften Vorstellung in Richtung Busbahnhof, wo wir leider um Haaresbreite einen Bus nach Glasgow verpassen und deshalb eine halbe Stunde warten müssen. Spät in der Nacht kommen wir aber endlich in unserer Bude an, wieder kein Edward zu sehen, und sinken glücklich und total fertig in unser weiches Bettchen.

Was für ein geiler Tag. Schiff, Museum, nette Leute und DIESE Tattoo. <3

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