Nachdem die letzten Tag allesamt sehr ereignis- und dadurch auch sehr text- und bildreich waren, wird es heute mal ein wenig kürzer.
Wir wachen morgens, wie soll es auch anders sein, mit Sonne im Zelt auf. Jetzt bin ich aber echt einen Kaffee lang echt stinkesauer. Das Wetter ist doch ein Arschloch, oder? Gestern … GESTERN wollte ich Sonne, Licht und all das Frühlingszeugs. Was gabs? Grauer Himmel und Nebel.
Aber genug geschimpft. Heute steht ausnahmsweise mal Sightseeing an. Als wir aus dem Campingplatz rausfahren wollen, sichtet JAN linkerhand einen Turm. Turm mit Schießscharten? Na da muss er doch hin, klar oder? Er kämpft sich durch mannshohes Gras, wo ein Wille ist, ist auch eine Machete. Ich bleibe am Auto und lass ihn alleine in den Krieg ziehen. Diese Bilder hat er mir von drinnen mitgebracht:
Nächste Station für heute ist nicht ganz so militärisch – die Oban Distillery. Auch die ist in unserem FoCM (Friends of Classic Malts)-Pass enthalten und damit bekommen wir jeweils immer die Tour umsonst. Diese Distillery ist etwas ganz besonderes durch ihre Lage. Mitten in der Stadt, nichtmal Platz für einen Parkplatz. Total schwer zugänglich, rundherum zugebaut. Wir werden herzlich empfangen, bekommen einen Dram in die Hand gedrückt und warten 20 Minuten bis zum Start der Führung. Leider dürfen wir keine Bilder machen, was wir jedesmal sehr schade finden. Übrigens nicht, weil man eventuell Falsches ablichten könne, sondern wegen des Alkoholgehalts in der Luft und der Gefahr durch elektrische Entladung ein Feuerwerk zu zaubern. Bei manchen Destillerien ist das ein Problem, bei anderen überhaupt nicht. Der Alkohol in der Luft ist aber bei allen gleich. Aha!? Unser Guide heißt Euan, jaja, schräger Name. Äwenn gesprochen. Erst ist er ein wenig holzig, taut dann aber immer mehr auf und am Ende verabschieden wir uns herzlich voneinander. Auf der Tour lernen wir noch ein anderes Pärchen aus Deutschland kennen. Sie sind das erste mal in Schottland und bisher nur im Herzen Schottlands rumgekurvt. Sie sind aus dem Allgäu und ihre Worte waren: „Bisher habe ich noch nichts gesehen, was mich vom Hocker reißt. Sieht alles aus wie daheim“. Nun, wir haben ihr versprochen, wenn sie, wie sie vorhaben, in zwei Tagen auf der Insel Skye sind, wird sie ihre Meinung sofort ändern. Ganz bestimmt!
45 Minuten später stehen wir schon wieder auf der Straße, drei (3!) Drams intus und machen uns daran, die Stadt per pedes zu erkunden. Ich habe eine kleine Wanderrunde ausgedruckt, der wir nachlaufen. Als erstes stoppen wir an einem Kriegerdenkmal für die in beiden Weltkriegen gefallenen Einwohner der Stadt. Danach geht es am Pier entlang, wo extrem lustige Vögel in der Hafenmauer nisten. Sie haben ein schwarzes Gefieder aber knallrote Füße. Eine zeitlang beobachten wir sie und machen uns dann an den Aufstieg zum Gaigs Tower.
Ein schon von weitem sichtbares Wahrzeichen der Stadt Oban. Hier hat ein Herr Caig um die Jahrhundertwende ein Denkmal errichtet, zu Ehren seiner Familie. Gebaut nach dem Vorbild des Colloseums in Rom. Er hatte noch viel vor damit, zum Beispiel sollte noch ein Museum drinnen errichtet werden, leider ist es ausschließlich bei den Außenmauern geblieben und dient heute nun als Ausflugsziel von Touristen aus aller Welt. Der Aufstieg ist extrem steil und beschwerlich, meine Oberschenkel flehen um Gnade aber die Aussicht von hier oben entschädigt für die Strapazen. Eine Weile drehen wir oben ein paar Runden, lassen uns zu einem kleinen Picknick nieder, rufen den Papa daheim an, denn der feiert heute Geburtstag – Happy Birthday, Papa! – genießen die Sicht über die Stadt und machen uns an den Abstieg, denn unser Parkticket läuft ab. :))
Es ist mittlerweile später Nachmittag und wir machen uns auf den Weg zur nächsten Übernachtungsstation. Ich habe im Netz einen tollen Platz rausgesucht, direkt an einem Loch (so heißen in Schottland übrigens die Seen – siehe „Loch Ness“). Der liegt laut den Bilder extrem idyllisch. Vorher fahren wir noch in einem Tesco vorbei (ich liebe den Tesco – so schöne Sachen), kaufen Grillfleisch und was zu trinken ein und sind eine Stunde später auch schon angekommen.
Der Platz liegt tatsächlich sehr schön, wie bekommen auch ein feines Stellplätzchen zugewiesen und freuen uns, morgen früh mit Blick auf den See aufzuwachen. Denkste. Kaum sind wir fertig mit unserem Abendessen erleben wir den größten, heftigsten und fiesesten Angriff der Midges. Normalerweise reicht es aus, sich das Gesicht und die Hände mit „Smidge“ – eine Art Gegenmittel – einzureiben. Dieses mal bleibt alles wirkungslos. Wir werden derart attackiert, dass wir ins Auto flüchten müssen. Keine Chance, draußen zu sitzen. Und da diese Biester ja durch unsere Fliegengitter vom Dachzelt durchschlüpfen können, bleibt auch das verriegelt und verrammelt. Hmpf, nix mit schöner Aussicht morgen früh. So endet der Abend zwar an einem schönen Platz, aber nebeneinander auf den Vordersitzen des Schaukelbenzes. Irgendwie wie Autokino 🙂 Egal, wir machens uns gemütlich und öffnen eine Flasche Jura, die es im Tesco tatsächlich mal günstiger als in Deutschland zu kaufen gab.
Gute Nacht.