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Wie kann man nur so niedlich sein?

Das erste was ich an diesem Morgen sage ist: „Kann mal bitte jemand das Schaf ausmachen?“

Da rennt tatsächlich, morgens 5:04 Uhr, ein Lämmchen schreiend über den Campingplatz, auf der Suche nach Mamaschaf. Na wunderbar. An Schlaf nicht mehr zu denken. Wir beide schälen uns aus dem Dachzelt und nutzen den unfreiwilligen Wecker, um das Toilettenhäusi aufzusuchen.

Als wir beide wieder retour laufen, sehen wir, wie sich Babyschaf und Mamaschaf gegenüberstehen und herzerweichend anblöken. Problem: Die beiden sind durch einen Zaun getrennt. Ohwehh. Einer von beiden muss wohl irgendwann mal falsch abgebogen sein. Unser Helferinstinkt ist geweckt. JAN schaut, ob die Tür, vor der beide Schafe stehen, sich öffnen lässt. Leider reißen beide Statisten dabei vor lauter Angst vor ihm aus. Na bravo. Nun ist zwar das Gatter auf aber die Schafe stehen bibbernd irgendwo anders rum. Aber mit ein wenig Geduld kommt man oftmals weiter. Wir treiben ganz vorsichtig das Lämmchen in die richtige Richtung und endlich läuft es, zwar etwas panisch, vor uns weg, aber geradewegs durchs Gattertor, und auf Mami zu. Lämmchen gerettet, Mamaschaf glücklich, wir zufrieden, der Zeltplatz kann weiter schlafen.

Ich stelle aber schon jetzt fest, dass der Himmel heute irgendwie nicht hell werden will, schiebe es aber auf die noch frühe Stunde. Wir krabbeln nochmal ins Zelt und hauen uns noch ne Weile aufs Ohr. Bitte bitte lass das Wetter heute genauso toll werden, wie die letzten Tage auch.

Als etwas später dann doch der normale Wecker klingelt, ist es noch immer nicht wirklich heller im Zelt und als ich die Fenster öffne, schaut mich ein dunkler grauer Himmel an. Das darf doch nicht wahr sein?! Seit Monaten freue ich mich auf den heutigen Tag, heute gehts zu den Puffins raus. Und ausgerechnet heute ist das Wetter kaputt? All die Tage bisher waren warm, sonnig und von Regen keine Spur. HEUTE ist doch der wichtige Tag.

Das ist echt gemein! 🙁

Egal wie, auch wenn meine Laune ein wenig verhagelt ist, packen wir ein und verlassen diese wundervollen Platz am westlichsten Zipfel von Mull und fahren an den Pier, der nur 5 Minuten mit dem Auto weg ist. Wir suchen uns einen Parkplatz und merken, dass wir viel zu früh sind. Ich ziehe mich nochmal komplett um, denn das was ich anhabe wird nicht reichen, es kühlt immer mehr ab. Also, dicke Pullis, eine dicke Jacke drüber und sogar noch einen Schal packe ich mir ein.

Dick eingemummelt laufen wir erneut vom Parkplatz zum Pier und sehen, dass dieser sich so langsam füllt. 9:45 ist Abfahrt für zwei Bootsausflüge von staffatours. Wir haben uns für die lange Version entschieden und entern für je £65 das Boot. Wir werden an den Inseln Lunga und Staffa anlegen und dort jeweils Zeit verbringen dürfen. Erster Anlaufpunkt ist Lunga. Die Heimat von unzähligen Seevögeln, aber ganz besonders eben der Puffins – Papageientaucher. Diese tollen Kerlchen haben es mir ganz besonders angetan und ich freue mich unfassbar da drauf. Ich hoffe, dass sie da sind, auch wenn immer wieder geschrieben wird, dass die Chancen extrem hoch sind, da sie ja dort brüten. Auf der Fahrt bis dahin, ca. eine Stunde, halten wir Ausschau nach Walen oder auch Delphinen, aber es zeigt sich leider keiner. Je näher wir der Insel Lunga kommen umso mehr werden die Sichtungen von Puffins, die aufgeregt knapp über der Wasseroberfläche flattern. Jaaaaa, sie sind da. Definitiv! Wie niedlich sie fliegen, ich sage zu JAN, dass sie einem vorkommen wie die Hummeln der Vögel. Eigentlich zu pummelig, um zu fliegen, aber sie kriegen es hin.

Das Boot legt an und wir haben zwei Stunden Zeit, nach oben zu steigen und diese Vögel zu besuchen. Unser Guide erzählt uns noch, dass es nicht nötig ist, ihnen zu nahe zu kommen, denn sie würden zu uns kommen. Wir lachen noch darüber, aber nach der Ankunft auf den Berg merken wir, dass das kein Scherz war. Puffins sind schlau. Sie nutzen die Anwesenheit der Menschen (am Tag landen zwei oder drei Touren an), weil dadurch die räuberischen Seemöwen abhauen und sie in Ruhe an ihre Nester können. Smarte Kerlchen. Und es ist tatsächlich so, dass sie zu uns kommen. Man braucht sich wirklich nur in die Wiese zu knien oder setzen, da kommen sie auch schon den Hang hinauf geflattert, landen ziemlich holprig vor dir und watscheln dann zu ihren Nestbauten, die in den Hang hinein oder einfach nur ins Gras hinein gebaut sind. Richtig tiefe Höhlengänge graben sie. Papageientaucher suchen sich ihren Saison-Partner noch auf Wasser und fliegen mit diesem dann an Land und bauen gemeinsam ein Nest, um später ihre Brut aufzuziehen. Nur zur Aufzucht sind sie an Land, ansonsten leben sie ausschließlich auf dem Wasser. Gezählt haben wir sie natürlich nicht, aber wir denken mal, dass das hier alleine nur auf Lunga mehrere Tausende Vögel sind.

Wir haben unsere Stelle gefunden und beobachten diese süßen Tiere einfach nur noch. Achja, und schießen viel Fotos. Leider ist das Wetter, wie ich ja schon erwähnte, heute nicht auf unserer Seite und mein Fotoapparat hat alle Mühe, mit dem wenigen Licht umzugehen. Aber wenigstens regnet es nicht.

Ich bin verliebt. Restlos verliebt!

Es tut mir leid, ich weiß, das sind unfassbar viele Fotos. Aber ich hatte fast doppelt so viele und habe schon aussortiert. Keines dieser Bilder möchte ich missen. Enjoy oder einfach weiterscrollen.

Nach zwei Stunden müssen wir uns leider losreißen. Restlos glücklich, wie kann man aber auch so unfassbar niedlich sein? Ich verabschiede mich von meinen neuen Freunden und wir steigen wieder hinab zu unserem schwimmenden Tourmobil.

Unser zweites Ziel in diesem Ausflug ist die Insel Staffa mit ihrer Fingal’s Cave. Eine bizarr geformte Steinhöhle. Alles sechseckige Säulen. Das haben wir so in dieser Form noch nicht gesehen. Hier haben wir nicht ganz so viel Zeit, aber für einen kurzen Abstecher zur Höhle selbst reichts durchaus. Wir hangeln uns den Handlauf entlang (ganz schön knifflig) um an der Höhle ziemlich riskant und waghalsig den Eingang zu erklettern. Mir ist das nicht einerlei, immerhin geht es ziemlich steil hinab ins Wasser. Aber die Höhle entschädigt für den gefährlichen Einstieg. Wunderbar, hier an der Seite zu stehen, das Wasser weiter unten rauscht und die Brandung ist richtig laut. Wir kaspern hier ein wenig rum, machen zweidrei Bilder und gehen wieder zurück. Wir wundern uns schon, warum niemand anders den Weg in die Höhle geht, auch wenn es recht knifflig ist. Als wir wieder nach vorne kommen, schauen uns ein paar andere Leute auch etwas komisch an. Ähm, wir beide haben da wohl ein Schild übersehen. Ich SCHWÖRE, wir haben es echt nicht gesehen. Aber auf diesem wird gewarnt, dass der letzte Winter den Einstieg in die Höhle zerstört hat und der Zutritt verboten ist. Okay, jetzt wissen wir auch, warum das so gefährlich war und ich mich vorhin noch gefragt habe, wie das etwas ungelenkigere Menschen schaffen sollten. Na, nun weiß ichs. Garnicht. upps.

Das Wetter hat übrigens immer noch ein Loch, ob das heute noch repariert wird? Ich bezweifle es stark. Als wir wieder zurück auf Mull sind, beschließen wir, noch heute die Insel zu verlassen, und nicht wie geplant, erst morgen früh mit der ersten Fähre zu fahren.

Auf dem Weg dorthin kommen wir noch einmal an der Mac Doughalls Garage vorbei. Natürlich halten wir an, um uns erneut bei unseren Rettungsengeln zu bedanken. Die beiden schrauben gerade an einer Schrottkarre (so schauts zumindestens aus) und Kai verabschiedet sich mit dem Versprechen, wenn wir das nächste mal auf Mull sind, einen Tag mit ihnen zu arbeiten. Stewart meint dazu nur, dass das schwierig wird, denn es gäbe nicht so viele deutsche Autos. 🙂

Der Straße nach kommen wir wieder an den Stellen vorbei, an denen wir gestern in den Passung places viel Sprit verloren haben und haben uns diesmal die Zeit genommen, diese und auch die Stelle, an der alles begann, zu fotografieren. Wir haben echt verdammt viel Glück gehabt.

Am Fährhafen angekommen dürfen wir zwei Stunden später auch schon aufs Schiff, welches uns in Oban auskippt.

Wir finden einen LIDL, decken uns mit Fressalien ein und fahren an einen Campingplatz, den ich im Vorfeld recherchiert habe. Der entpuppt sich als sehr schön gelegen, mit einer fantastischen Sicht auf eine Bucht, allerdings komplett im „off“. Nichts geht hier, grademal eine Whatsapp kannste verschicken. Schade, und ich hatte doch schon mehrere Tage Text auf Halde, die ich inklusive der Bilder in den Blog hochladen wollte. Nundenn, so muss das eben noch warten. Wir unterhalten uns mit einem total netten Pärchen aus Frankreich, welche von unserem Dachzelt begeistert sind. Sie sind selbst Outdoorer, mit diversen Offroadfahrten unter anderen auch durch Namibia und überlegten schon lange, sich ein James Baroud anzuschaffen. Ich glaube, wir haben sie nun restlos überzeugt. :))

Das Wetter hat sich jetzt auch endlich wieder eingekriegt und am Himmel sind sogar kleine hellblaue Fleckchen zu erkennen. Wir kochen uns ne Kleinigkeit lassen den Abend ausklingen.

Gute Nacht.

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