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Urlaub im Kopf

Da plant man wochenlang, bis ins kleinste Detail, alles, aber wirklich ALLES wird durchdacht und in Gedanken durchgespielt. Listen werden geschrieben, damit auch nichts schief geht … und dann?

Dann vertu ich mich in unserer Urlaubsplanung um einen GANZEN Tag. Das glaubt mir doch kein Schwein. Aber genauso wars! Vor unseren Urlaub stand erst noch ein anderes großen Ereignis in diesem Jahr an. Das Auftaktrennen der Dragracing Europameisterschaft in England / Santa Pod. Da sind wir natürlich dabei und geplant war, von da aus weiter zu fahren nach Schottland.

Ich war der felsenfesten Überzeugung, dass das Rennen am Sonntag sein Ende findet und habe den Montag für die Anreise nach Kennacraig an die Fähre geplant, noch einen tollen Zwischenstopp für die ja immerhin 8-Stunden-Fahrt herausgesucht und die Fähre nach Islay für Dienstag morgen 7 Uhr gebucht. Tja, obwohl ich schon paarmal dabei war, habe ich komplett verdrängt, dass das Rennen im Mai (es gibt noch eines später im September) immer von Samstag – Montag geht, da die Jungs vom Racetrack immer den Bank Holiday nutzen. Mein Fehler fiel mir erst eine Woche vor Abfahrt auf, zu spät, um noch in irgendeiner Weise zu reagieren. Die Fähren nach Islay sind komplett ausgebucht zur Feis Ile. Wir müssen die kriegen, die ich gebucht und bezahlt habe.

Das hieß für uns absoluter Endstress, gleich am ersten Urlaubstag. Wir mussten den Finaltag abwarten, gleich nach dem letzten Lauf ab ins Auto, die 8-9 Stunden Autofahrt abspulen, um am nächsten Morgen pünktlich 6 Uhr an der Fähre zu stehen. Endstress. Zu unserem Leid – nein Quatsch, natürlich zu unserer größten Freude landeten beide Fahrer unseres Teams im Finale. Der Finallauf war so gegen halb 5. Eh wir wieder am Zelt waren, das Siegerbierchen geöffnet und angestoßen war, wars halb 6. Dann aber fix in die Dusche, das Dachzelt eingeklappt, alle Teammitglieder nochmal feste gedrückt und los gings – immer Richtung Norden.

Bestimmt eine wunderschöne Strecke, die wir da fahren, nur sehen wir leider davon nicht mehr allzu viel. Es wird schnell dunkel und ausgerechnet ab Glasgow ging es die letzten drei Stunden nur noch über extrem kurvige Landstraße, eine böse Zuckelei. Wir beide sind mittlerweile hundemüde, halten uns mit Musik und Dummschwatzen wach. Endlich, endlich so gegen halb 4 stehen wir am Parkplatz der Fähre. Dachzelt auf und ich glaube 2 Minuten später schlafen wir tief und fest. Und als anderthalb Stunden später schon wieder unser Wecker klingelt, fühlt es sich gar nicht nach kurzer Nacht an. Die Sonne scheint uns schon ins Zelt und wir starten exakt in diesem Augenblick auch im Kopf in den URLAUB.

Die zweistündige Überfahrt nach Islay kennen wir ja schon. So legen wir uns beide in einen der bequemen Schlafsessel und ratzen noch ne Stunde. Mit einem Kaffee in der Hand begrüßen wir später dann die ersten Küstenstreifen unseres Ziels für die nächsten 6 Tage. ISLAY. Du wunderschönes Fleckchen schottische Erde. Du Heimat begnadeter Whisky-Destillerien. Wir sind endlich da.

Seit dem vergangenen Samstag herrscht Ausnahmezustand auf der Insel. Die Feis Ile ist im vollen Gange. einmal im Jahr wird dieses Festival gefeiert. Jede Destillerie hat einen sogenannten openday und präsentiert sich besonders an diesem Tag. Es gibt dann auch immer eine Festivalabfüllung in jeder Brennerei, die es ausschließlich nur dort gibt und limitiert verkauft wird.Darauf sind die ganzen Nerds immer sehr scharf. Uns ist das irgendwie nicht so wichtig. Im Gegenteil, wir versuchen, die Brennereien an ihrem jeweiligen openday zu meiden, da es dort immer sehr voll ist.

Unser erster Weg führt uns aber trotzdem zu Laphroig, obwohl dort heute DD (Destillerieday) ist. Ich habe im Vorfeld meiner Recherche gelesen, dass die am Eingang dort nette kleine giveaways verteilen. Dort angekommen ist eine Riesen Schlange davor, aber noch kein Einlass. Püüüh. Nö, da stellen wir uns nicht an.

Da wir für 11 Uhr eine Führung bei Ardbeg gebucht haben, beschließen wir, den Schaukelbenz schonmal in diese Richtung zu bewegen und zwischendurch, an einem schönen Plätzchen, halt zu machen und eine Kleinigkeit zu frühstücken. Und das haben wir auch gefunden. Eine Bucht, direkt an der Straße war unsere Kulisse für eine Butterbrot und gekochte Eier. Glücklich und mit uns im Reinen stehen wir hier und beobachten weiter draußen einen Seehund, der in der Sonne schaukelt.

Eine halbe Stunde später stehen wir bei Ardbeg im Office und warten auf unseren Guide. Der entpuppt sich als schmale kleine Schottin, Emma. Sie spricht derart Dialekt, dass wir unsere große Mühe haben, ihr akustisch zu folgen. Aber zwischendurch immer mal allwissend nicken und an den richtigen Stellen lachen (dann, wenn alle anderen lachen hihi) passt schon. Egal, wir fühlen uns wohl, die Destillerie ist schön und ein paar Fotos darf ich auch machen. Happy. Und ein Dram gibts auch noch am Ende – serviert draußen in der Sonne. Noch happyer.

Wir verlassen Ardbeg und fahren retour zu Laphroig. Hie tobt mittlerweile der Bär, am Eingang werden kleine Tastinggläser, eine Probe des Festivalwhiskys und tolle Wasserflaschen verteilt. Das nehmen wir dankend an, schlendern über den Hof, lauschen der Liveband und genießen den Probetrunk sitzend im Gras, das Gesicht in die Sonne gewandt. Es ist mittlerweile unfassbar warm. Wir hätten nicht gedacht, dass es so warm werden kann hier auf dieser Insel. Immerhin haben wir erst Mai. Es sind bestimmt 25-26°C, wir holen uns den ersten leichten Sonnenbrand.

Unterwegs Richtung unseren Campingplatz halten wir an einem Kriegerdenkmal und klettern den Hang hinab zum Strand Port Ban und genießen weiterhin die Sonne.

Wir checken auf dem Campingplatz ein, sichten unseren Stellplatz (der gleiche wie vor 2 Jahren) und drehen den Schaukelbenz erneut auf die Straße Richtung Süden. Unser Ziel ist Portnahaven. Auf dem Weg dahin liegt noch eine kleine Besonderheit. Nerabus oder auch Nereabolls ist wegen der Überreste einer Kapelle und der geschnitzten Steine berühmt. Wir besichtigen die Grabsteine, die mittlerweile unter Glas liegen. Sie stammen aus dem Mittelalter und sind Grabsteine der MacKays, die im 14./15. Jahrhundert die vorherrschende Familie waren. Ein tolles Fleckchen und so toll gepflegt. Die Idee, die empfindlichen Steine unter Glas zu legen, finden wir klasse.

Endlich in Portnahaven angekommen besuchen wir einen Pub. Nein halt – nicht irgendeinen Pub, sondern den „kleinsten Pub Schottlands“. Zumindest bewirbt man den „An Tigh Seinnse“. Also, nag gut, klein isser tatsächlich, aber immer noch groß genug für drei Tische, ne winzige Theke und hinten dran sogar eine kleine Küche. Wir erstehen zwei Tennents und lassen uns den „Biergarten“ zeigen, der sich als privater Hinterhof entpuppt, inklusive Wäsche auf der Leine. Urgemütlich.

Der Tag war lang und die extrem kurze Nacht steckt uns noch in den Knochen. Wir fahren also zurück auf unseren Campingplatz und vergrillen unsere Einkäufe und fallen noch im Hellen ins Bett. Gute Nacht.

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