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Palmen auf Jura

Heute gehts auf die Nachbarinsel von Islay. Wir werden übersetzen nach Jura. Am Fähranleger angekommen stellen wir erstmal fest, dass wir diese Insel die ganze Zeit falsch ausgesprochen haben.

Das hat nichts mit der Rechtslehre zu tun, sondern man sagt: „Dschurah“. Okay, wieder was gelernt. Generell wird hier vieles anders ausgesprochen, als man annimmt.

Der Schaukelbenz rumpelt also auf diese winzig kleine Fähre auf, die Überfahrt dauert nur 4 Minuten durch den Islay Sund, man kann den Anleger auf der anderen Seite jederzeit sehen. Wir werden in Feolin ausgekippt und fahren direkt auf die einzige Straße der Insel. Einspurig wohlgemerkt. Jura empfängt uns mit einer komplett anderen Vegetation, die Insel wirkt durch ihre bewaldeten Küstenstreifen ganz anders. So nah beieinander aber doch so unterschiedlich. Wir steuern den einzigen etwas größeren Ort Graighouse an, hier befindet sich auch das Hauptziel unseres Besuchs – die Jura Distillery. Ich hatte im Vorfeld eine Führung für 11 Uhr gebucht, da wir aber noch Zeit hatten, setzten wir uns mit einem Käffchen vor das einzige Hotel der Insel und genießen Sonne und Aussicht. Übrigens unter Palmen, denn die stehen hier am Ufer. Also, das kommt sogar uns etwas verrückt vor.

Unser Guide für die Whiskybrennerei war dieses mal wieder einen Mann. Nunja, ein Adam. Total nett und schon fast niedlich, der kleine Schotte, der nur aus Haaren zu bestehen scheint. Auch er spricht wieder krassen Dialekt, wir haben unsere Mühe, ihm zu folgen. Am Ende der Führung gibts es wieder reichlich „Wasser des Lebens“ zu verkosten und bevor wir weiter fahren, setzen wir uns erst noch einmal auf die Terrasse des Hotels gegenüber. Wir schreiben einige Whatsapps an unsere Lieben daheim, grüßen die Familie und fragen unsere Katzensitter, ob bei den Fellärschen alles gut ist. In der Sonne und dazu noch am Wasser fühlt es sich einfach immer an wie Urlaub. Wir sind komplett angekommen.

Nächstes Ziel ist eine Bucht, die Lowlandmans Bay, die ich im Vorfeld im Internet herausgepickt habe. Es ist eigentlich als Wanderung ausgearbeitet, aber da auch eine Straße dorthin führt, versuchen wir, die Strecke mit dem Benzemann zu bestreiten. Nunja, wir belassen es am Ende dabei, die Bucht von oben anzuschauen. Wir stehen mitten im Nirgendwo, völlige Stille, man hört einfach nichts, außer ganz weit unten die Wellen und natürlich die Vögel. Wunderschön hier oben. Wir wenden also unser rollendes Dachzelt und steuern den nächsten Ausflugspunkt für heute an.

Jetzt wird es tatsächlich eine Wanderung. Ich habe herausgefunden, dass es weiter oben im Norden einen Punkt gibt, an dem man die Insel von der Ostküste zur Westküste queren kann. An der schmalsten Stelle sind die beiden Strände nur anderthalb Kilometer voneinander entfernt. Wir parken unser Auto vor ziemlich erstaunt guckenden Schafen, packen Proviant ein und ziehen los. Immer noch brennt die Sonne vom Himmel und der Spaziergang macht super viel Spaß. Weiter vorne schauen wir aber etwas ratlos aus der Wäsche. Wo ist das Wasser? Wir haben wohl gerade die Ebbe erwischt. Man sieht ganz genau, bis wohin das Wasser eigentlich geht. Nunja, eigentlich. Aber trotzdem ist auch das hier wieder ein so unfassbar schönes Plätzchen. Man hat eine tolle Sicht auf die Paps of Jura, die beiden Berge, die sich hoch hinaus über die Insel erheben. Rundherum grüne Hügel, überall bunte Blümchen.

Wir suchen uns einen großen Hinkel, machens uns bequem und verspeisen die mitgebrachten guten Sachen. Auch hier wieder: Nichts. Majestätische Stille. Natur pur. Wir sind glücklich. Auf dem Rückweg kommen wir wieder an unzähligen Schafherden vorbei. Die Lämmer sind jetzt schon etwas größer aber trotzdem ist es total süß, wie die Kleinen immer schön hinter den Mutterschafen hinterher laufen. Oft sind es sogar zwei. Sogar ziemlich oft. Wir fragen uns, ob das die Regel ist.

Wieder am Auto sehen wir braune Flecken mitten in der Schafherde, die dort steht und merken recht schnell, dass sich eine große Gruppe Wild mitten unter die Herde gemischt hat. Als wir uns dem Auto nähern, heben die alle die Köpfe in unsere Richtung, bleiben aber trotzdem unbeeindruckt liegen. Wir sind wohl keine Gefahr. Wow. Was für ein Bild. Schafe und Rehe einträchtig zusammen grasend.

Wir checken die Fährzeiten retour nach Islay und stellen fest, dass, wenn wir JETZT sofort starten, die nächste Fähre noch erwischen. Dazu muss man sagen, dass die Straße auf Jura nicht wirklich etwas für unseren Stern ist, Schlaglöcher, noch und nöcher, extrem kurvig, eigentlich eine Sache für einen Geländewagen. Sag ich doch, JAN, wir brauchen endlich ein hochbeiniges Auto! Das Navi zeigt noch ungefähr 15 Kilometer an, wir liegen gut in der Zeit, als  vor uns ein Toyota erscheint, der wohl Angst um sein Auto hat. Er schleicht nur so dahin. Einspurig und keine Chance, an ihm vorbei zu fahren. Uns brennt die Zeit unter den Nägeln, wenn wir die Fähre nicht erwischen, müssen wir eine Stunde warten. Ja, geben Sie doch mal Gas da vorne!! JAN lässt sich sogar zu einer Lichthupe hinreißen. Nixda, man zuckelt weiter im Schneckentempo. hmpf!

Als wir dann endlich zusammen in Feolin ankommen (eigentlich ist das kein Ort, sondern nur der Anleger mit eigenem Namen), legt die Fähre gerade von der Gegenseite an. Wir stellen uns artig in die Schlange mit noch anderen Fahrzeugen an, die auch wieder rüber wollen. Am End sind wir wirklich das erste Auto, welches nicht mehr drauf passt. Aber alle Aufregung umsonst, die Fähre kommt nämlich wieder zurück zu uns, um die überzähligen noch zu fahren. Glück gehabt. Die Besatzung des Toyotas entpuppt sich als zwei uralte Engländer.

Wieder auf Islay steuern wir das Örtchen Bowmore (haha, das ist die Hauptstadt der Insel) an, um fürs Grillen einzukaufen. Weit hört man schon die Musik, die aus der Distillery kommt. Logisch, da gehen wir nochmal hin. Hier wird grad getanzt, schottisch. So mega geil, da zu zuschauen. Leider haben wir das Ende der Veranstaltung erwischt. Nach diesem Lied verabschiedet sich die Band und das Fest ist zu Ende. Da waren wir ein klein wenig zu spät.

Wir stürmen den co-op, fahren wieder zurück auf unseren Campingplatz und können heute sogar unser Vorzelt aufbauen. Gestern war das nämlich absolut unmöglich, so stürmisch war es. Aber heute weht nur ein normaler Wind, Stühle raus, Grill raus und einem schönen gemütlichem Abend steht nichts mehr im Wege.

Das war wieder ein unfassbar schöner Tag, die Sonne tut so gut. Wir haben beide schon richtig braune Gesichter. Jaja, sogar der JAN, der sonst eigentlich nur rot wird. Morgen klingelt unser Wecker recht früh, denn halb 10 stehen wir bei Kilchoman und werden eine ganz besondere Führung erleben! Gute Nacht.

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