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Ich bin eine HDlerin.

Auch wenn dieser Blog für JAN + AIKA ist, schreibe ja hauptsächlich ich, die AIKA. Und genau das tut ich jetzt grad wieder und setze sogar noch einen drauf. Denn in diesem Eintrag gehts mal nur um mich. Zumindest in erster Linie. Auch wenn das Folgende meinen lieben guten JAN natürlich mit betrifft, ist es doch aber meine kleine feine Leidensgeschichte.

Leiden?? Ja. Leiden!

Seit meiner Kindheit weiß ich, dass da irgendwas mit mir nicht stimmt. Als Kind nimmt man sowas nicht immer richtig wahr. Aber irgendwie wusste ich, dass mir einfach was anders ist, als bei den Anderen. Die konnten turnen, ich konnte nicht mal im Schneidersitz sitzen. Die machten Purzelbäume, ich war immer noch in der Strafecke, weil ich mich mal wieder nicht richtig warm gedehnt habe. “Stell dich nicht so an und drück die Beine ordentlich auseinander, Oberkörper vor!”. Oder noch schlimmer, die anderen Mädels machten Spagat? Pfft. Ich war eher der sterbende Schwan. Im Leben kann ich kein Spagat. Es hagelte Fünfen ohne Ende. Turnen habe ich genau aus diesem Grund gehasst wie die Pest und die doofe Lehrerin erst recht. Damals wusste ich nicht, was mit mir nicht stimmt, hielt mich einfach nur für unbegabt. Dafür konnte ich aber rennen wie ein Wiesel! Naja, lange halt. Habe den 5Kilometer-Lauf geliebt.

Die Schulzeit war fast vorbei, ich war Teenie und die Mopedzeit begann. Mensch, was war man seelig, wenn man als Sozia auserkoren wurde. Uiiii. Da haste dich aber gefühlt. Außer ich! Nach kürzester Zeit schon bekam ich Schmerzen in dieser typischen Haltung, die man eben auf der Sitzbank eines Simsonflitzers einnimmt. Da war es wieder: Irgendwas ist bei dir anders! Nur was? Auf Nachfrage bei Mami: ei Kind, du hast ne Hüftdysplasie! Hatteste schon als Baby!

Eine Hüftdysplasie also. Aha. Hm. Nunja, es schränkt mich kaum ein. Ich führte mein Leben ganz normal weiter. Die Jahre vergingen. Beschwerden hatte ich kaum, nur wenn die Beweglichkeit in der Hüfte gefragt war. Da war ich schnell an meinen Grenzen. Motorradfahren war nur möglich, wenn oft Pause gemacht wurde. Ansonsten hatte ich selten Probleme. Genau aus diesem Grund ging ich auch nicht zum Arzt. Warum, tut ja nüscht weh.

Bis vor ca. 3 Jahren.

Es fing schleichend an. Immer wieder mal blitzt ein stechender Schmerz auf, wenn man die Hüfte doof dreht. Oder lange sitzt. Oder lange steht. Oder lange läuft. Die Schmerzen wurden häufiger und auch stärker. Anfänglich tat ich es noch ab, stell dich nicht so an. Dann begann ich vor anderthalb Jahren mit dem Training in einem Fitnessstudio. Da sind etliche Kilo an mir, die runter müssen. Die Trainierin und ich sind ziemlich blauäugig heran gegangen. Gut, weder sie noch ich wussten, dass wir hier womöglich grad große Fehler machen. Woher auch. Ein Arzt hat sich das ja vorher nie angeschaut. Ich merkte nur auch hier wieder, dass ich extrem bewegungseingeschränkt bin, bei Gerätschaften, an denen mit den Beinen gearbeitet wird. Aber mir war das Ergebnis wichtig. Ich wollte flink ein Resultat auf der Waage sehen, also gaben wir Gas in dem Rahmen, den sie verantworten konnte.

Was soll ich sagen, nach ca. 10 Monaten war noch immer kein sichtbares Ergebnis auf der Waage – aber mein Körper war defekt. Es autschte und ächzte an allen Ecken und Enden. Es offenbarte sich eine Herz-Rhythmus-Störung (dazu schreib ich vielleicht auch nochmal was). Meine Hüfte tut seitdem nun auch in Ruhe- und Schlafphasen weh, mein Knie schwillt in schöner Regelmäßigkeit an, wird dick und heiß und meine linke Schulter ist seitdem auch der Meinung, den ordnungsgemäßen Dienst einzustellen. Seit einiger Zeit kann ich nun nicht mehr auf der linken Seite schlafen wegen der Schulter, aber auch nicht auf der rechten wegen der Hüfte. Was für ein Dilemma. Ich rotiere also wie ein Kreisel im Bett, wenn der Druckschmerz zu groß wird.

Ich bin ein Mensch, der Schmerzen gern mal weg ignoriert. Was ich nicht beachte, geht von alleine wieder. Denkste! Ich leidete leise vor mich hin, passte meinen Alltag an die neue Situation an und versuchte damit zu leben. Hätte gut geklappt, wenn ich alleine gewohnt hätte. Tu ich aber nicht. Dem guten Gatten ist bald der Kompass explodiert, als es ihm dann doch irgendwann zu viel wurde. Er wollte mich schon diverse Male in die Notaufnahme kutschieren, wenn ich mal wieder weinend auf der Couch lag. Er drängte mich ständig, einen Arzt aufzusuchen. Und ich versprach ihm nach ewigem Hin und Her, genau das zu tun.

Arzt. Orthopäde. Gut. Deutschland!      Wortwitz!

Ich fand tatsächlich einen Orthopäden, bei dem ich innerhalb ein paar Wochen einen Termin bekam. Ich hätte hier schon stutzig werden müssen! Denn bei allen anderen, die ich bis dahin anrief, wurde ich ausgelacht und man bot mir Termine nicht unter sieben Monaten Wartezeit an. Ich bin also an besagten Tag mit ganz viel Hoffnung in die Praxis, kurz vor zwölf sollte ich dran sein. Nur einer vor mir im Wartezimmer, geradezu gespenstisch ruhig. Was ich dann erlebte ist schier unglaublich. Dieser gute Arzt begrüßte mich knapp, setzte sich an seinen Tisch mir gegenüber, frug mich, was ich denn hätte, tippelte fleißig das, was ich sagte in seine Tastatur, unterbrach meinen Redefluss mit einer Zwischenfrage, ob ich Sport treiben würde um mir kurz drauf wieder ins Wort zu fallen, mit dem Hinweis, dass ich mich auf die Liege legen solle. Er hat mich bis dahin NICHT ein einziges Mal ins Gesicht geschaut. Er schaute ausschließlich in seinen Monitor. In voller Montur lag ich nun auf der Liege, er hob kurz mein rechtes Bein, drückte es nach links und nach rechts, entschwand wieder hinter seinen Schreibtisch und meinte: Gehen sie mal röntgen! Ich: “und dann gleich wieder hier?”. “Nööö, dafür machen sie einen neuen Termin.” ???? Eine Woche später also bin ich stolz mit meinen neu erworbenen Innenaufnahmen in die Praxis, der gute Doktor warf die Bildchen auf seinen Monitor, rieb sich die Nase und das Kinn und meinte: “Alles soweit in Ordnung, nur ne Schleimbeutelentzündung!” Da habe er dies und das, kostet aber alles extra. Ich stammelte etwas von “… muss ich drüber nachdenken” und verließ fluchtartig die Praxis.

Echt jetzt? Schleimbeutelentzündung? N bissi Spritzen zu 50€ hier, n bissi Akkupunktur hier für n mehr Euro dort, achja, Stromdingsbumsbehandlung würde die Kasse tragen, aber das würde er nicht empfehlen. Ich fühlte mich bei einer Verkaufsveranstaltung, war nicht in der Lage, das, was ich denke und fühle, auszusprechen. Ich bin total vor den Kopf geschlagen heim gefahren. Auf meinen Hinweis, dass ich vielleicht eventuell eine Hüftdysplasie habe, ranzte er nur: “Sagt wer?”. Achja, und Abnehmen müsse ich unbedingt. Schlauberger. Weiß ich selbst!

Ich war kuriert. So schnell sieht mich kein Arzt mehr.

Das ganze ist ein Jahr her. Seitdem schleppe ich mich so durch die Tage. Ich hatte große Angst, dass unser Urlaub in Schottland dadurch beeinträchtigt wird. Aber JAN hat super Rücksicht genommen. Aber andererseits drängt er mich weiterhin, es woanders zu versuchen. Aber egal, wen ich frug, es kennt niemand einen guten Orthopäden. So viele machten genau wie ich auch schlechte Erfahrungen. Vor ca fünf Monaten erfahre ich aber durch Zufall von einem Kollegen, dass er einen tollen Arzt hat, der ihn endlich von seinen Rückenschmerzen befreien konnte. Ein Arzt, der auch mal nen anderen Lösungsansatz probiert. Da hab ich die Gelegenheit gepackt, Name notiert, angerufen, Termin gemacht. Und der war heute:

Tolle moderne Praxis, das macht schon mal Mut. Hier herrscht Betrieb wie in einem Taubenschlag. Ich komme superpünktlich ins Behandlungszimmer und kann nach draußen in den Garten schauen, wie die Amseln Würmer aus der Wiese pickern. Das beruhigt mich. Denn ich bin extrem nervös. Wird das hier wieder ein Desaster, fahre ich etwa wieder völlig aufgelöst nach Hause? Der Arzt entpuppt sich als ungefähr gleichaltrig, sympathisch und gut zuhörend. Ich höre mich von meinen Schmerzen erzählen, wie weit mich das alles mittlerweile belastet und einschränkt, was in dem kurzen Zeitraum der letzten Monate alles dazu kam und höre auch, wie ich von meinem Besuch beim Berufskollegen erzähle. Er meinte dazu sehr diplomatisch, dass es durchaus auch manchmal Kommunikationsprobleme geben könne. Er untersucht Baustelle eins, meine Schulter und kommt zu dem Ergebnis, dass die Bewegungen alle vorhanden sind, aber durch eine Schwellung im Gelenk stark eingeschränkt sind. Das scheint wohl tatsächlich eine Schleimbeutelentzündung zu sein. Baustelle zwei, die Hüfte, schaut er sich natürlich auch an, wobei er vorher meine Füße checkt und feststellt, dass ich bei beiden eine Fehlstellung habe. Das gibt wohl Einlagen?! Auf der Liege dreht und wendet er mein rechtes Bein, prüft die Hüfte auf ihre Funktionen und Einschränkungen und ordnet eine Röntgenaufnahme an. Zu einer Diagnose lässt er sich erstmal noch nicht hinreißen. Aber die Hüftdysplasie, die ich dieses mal von Anfang an erwähnte, schwebt im Raum!

Ein halbe Stunde später sitz ich ihm erneut gegenüber und er wirft die frischen Aufnahmen an den Projektor und erschrickt förmlich. “Ja, sie haben eine Hüftdysplasie! Eine richtig ausgeprägte sogar! Und der Hüftkopf beginnt auch schon, sich aufzulösen”. Er zeigt mir ganz genau, was da zu sehen ist, erklärt mir jede Kleinigkeit und fängt grad an, zu beraten, dass man vielleicht auch da erstmal mit Tabletten und … Diesesmal falle ich dem Arzt aber ins Wort und erzähle ihm, was ich vor ner halben Stunde vor lauter Aufregung vergessen hatte. Nämlich, dass ich in den letzten Wochen immer wieder die Kontrolle über mein rechtes Bein verliere, beim Treppensteigen sackt mir regelmäßig die Kraft weg und ich hatte bisher immer Glück, mich noch festzuhalten. Das gleiche beim Autofahren. Er schaut mich an, beendet seinen eigentlichen Satz beginnt einen neuen: “Okay, das ist eine ganz andere Situation. Wenn die Beschwerden schon derart sind, dann reden wir über eine OP, ein neues Hüftgelenk!”.

Er empfiehlt mich in eine Klinik in Braunfels. Dort habe er auch gearbeitet, die wären spezialisiert auf diese Form von Hüftschädigung, dort wäre ich prima aufgehoben. Er zerstreut kurz meine Bedenken, dass ich ja immerhin erst 44 bin. Die Zeiten wären längst vorbei, wo künstliche Gelenke nur eine kurze Lebens- und Verweildauer im Körper hatten. Und man könne jederzeit nachoperieren und das Teilchen tauschen. Er entlässt mich mit Tabletten für die Schulter, einen Rezept für Einlagen und einer Überweisung nach Braunfels.

Ich setze mich ins Auto und heule wie ein Schlosshund. Heule vor Erleichterung, vor Freude, auch ein wenig vor Schisss, was jetzt kommt. Aber das Glücksgefühl überwiegt. ENDLICH gibts für dieses diffuse ominöse Etwas einen Namen und obendrauf sogar die Lösung. Ich bilde mir das alles nicht bloß ein. Ich bin gelöst und unendlich erleichtert und rufe schluchzend meinen JAN an, der auch einfach nur froh ist, dass endlich etwas Greifbares da ist. Ein OP also, aber eine, auf die ich mich jetzt schon freue!

Am 20.4. habe ich die Vorstellung in der Klinik und dann geht diese Geschichte hier weiter.

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