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Fünf vor zwölf!

Auch wenn wir doch gefühlt grad erst in den Urlaub gefahren sind, sind doch tatsächlich schon wieder über zwei Wochen rum. Wahnsinn, wie schnell die Tage vergangen sind. Das könnte daran liegen, dass wir so viele schöne Sachen erlebt haben. Da vergeht die Zeit eben wie im Fluge. Es fällt schwer, sich aufzurappeln, ein letztes Mal in Schottland unser rollendes Schlafzimmer zuzuklappen und alles einzupacken.

Wir füttern das Navi mit dem Ort Kesswick im Lake District National Park in England und verlassen unseren Campingplatz. Auf der Fahrt Richtung Süden schauen wir immer wieder wehmütig auf die Berge und die grünen Täler. Wir durchfahren das Glencoe und können verstehen, warum auf jedem Parkplatz nicht nur unzählige Autos, sondern sogar ganze Reisebusse Rast machen, um die extrem geile Aussicht zu fotografieren. Aber wir fahren weiter, denn es stehen ca. 300 km auf unserem Kilometer-Stunden-Plan für heute.

Als ich unterwegs noch einmal die Gesamtstrecke bis nach Dover checke, stelle ich fest, dass unser Ziel für heute eigentlich ungünstig liegt und wir vielleicht etwas weiter fahren sollten, um morgen nicht ein Mörderstück zu haben. Wir küren Liverpool zum neuen Ziel. Wir waren zwar noch nicht dort, kennen es nur vom Namen her, aber es liegt an der Küste, das muss schön sein. Als ich erneut über die Karte klicke fällt mir Manchester ins Auge, direkt neben Liverpool. *grübelgrübel War da nicht was?! Natüüüüürlich. In Manchester ist das zweite Hard Rock Café Englands nach London. Klarer Fall, dass wir Liverpool wieder von der Liste streichen und Manchester City ansteuern.

Wir fahren in die Stadt hinein und sind überwältigt. Irgendwie hatten wir beide wohl komplett falsche Vorstellung dieser Stadt. Wir sind überrascht. Sie ist modern, lebhaft, freundlich und hat eine wahnsinnig geile Innenstadt. Sie quillt über vor kleinen und großen Pubs, Restaurants, Bistros & Cafés. Wir steuern einen Parkplatz mittendrin ab und laufen zum HRC. Und das erste, wirklich allerallererste Mal würden wir lieber in eins der anderen Etablissements gehen, statt ins Rock’n’roll-Mekka. Aber hey, das obligatorische Bierchen muss einfach sein. Man sollte mit solchen Traditionen nicht brechen, oder?  Wieder raus gehen wir bummeln und sogar noch ein wenig shoppen. Superdry hat Sale. Da fallen noch ein paar Shirts fürs AIKA-Mädchen ab. :))

Ein Blick auf die Uhr – ach du schreck, schon halb 9 abends – und wir haben noch keine Übernachtungsstätte für heute. In diesem Großstadtgetümmel wollen wir uns aber auch nicht wild an die Straße stellen – ein Campingplatz muss her. Das, was die letzten zwei Wochen immer so gut geklappt hat, funktioniert hier nicht. Der nächste Platz ist tatsächlich weit außerhalb Manchesters. Und wir wissen nicht, ob, wenn wir dort ankommen, noch jemand für uns da ist. Wir versuchen es einfach. Eine halbe Stunde Autofahrt später wurden die Häuschen kleiner und standen verstreuter im abenddämmerlichen Outback um Manchester. Wir kamen sehr spät am Platz an und natürlich war hier keiner mehr im Office. Aber ein kleiner weißer Knopf erwies sich als Klingel und auf unser Klingeln kam zuerst ein toller Hund um die Ecke gerannt und begrüßte uns herzlich bevor kurz drauf ein etwas verschlafener älterer Herr durch den Türspalt blinzelte und uns deutete, wir sollen einfach reinfahren. Wir verabredeten uns für morgen früh und fuhren durch, suchten uns einen Platz, öffneten ein schottisches Dosenbier und ließen im Vollmondschein diesen Tag Revue passieren. Wir wurden dabei vom Aufpass-Hund bewacht, dieser nette Kerl scheint hier die Security auf dem Platz zu sein. Er lief regelrecht Patrouille. Echt süß.

Für morgen früh ist geplant, die Strecke von Manchester bis Dover, dort wollen wir übernachten, um am nächsten Morgen wiederum die erste Fähre nach Dünkirchen zu nehmen, um von dort aus nach Hockenheim durchzustarten. Hier ist das erste von zwei Rennwochenenden dieser Saison unsres Dragster-Teams und wird ein würdiger Abschluss unsres Urlaubes werden. So weit der Plan … 🙂

Da wir aber auch wussten, dass unsere Dragster-Mechaniker-Team etwas dünn besetzt sein wird am Freitag und uns eigentlich bräuchte, haben wir durchgespielt, wie es wäre, morgen komplett die Strecke bis Hockenheim durch zu fahren. Vorausgesetzt, wir können die Fähre, die ja schon gebucht und bezahlt ist, einfach ändern. Von vorherigen Fahrten her wissen wir, dass das, sofern noch Platz auf dem Schiff ist, eigentlich ganz einfach geht. Hinfahren, fragen, boarden. Ich hab dann im Netz einfach mal getestet, ob man Tickets für die angestrebte Fahrt um 14 Uhr bekäme und die Ampel stand auf grün. Soweit also der NEUE Plan …

Nach einer sehr kurzen Nacht, halb 5 klingelte der Wecker, machten wir uns nur ganz schnell frisch und starteten das letzte mal auf englischem Boden in den Tag. Wir hinterließen im Briefkasten £15 und ein Kärtchen von uns. Er wird sich bestimmt wundern, dass wir nicht mehr da sind, wenn er aufwacht … Im Dunkeln fuhren wir los und schrubbten Kilometer in Richtung aufgehende Sonne. Die ersten zwei Stunden war es ein böses Gezuckel über Landstraßen bis wir endlich die Autobahn erreichten und aufatmeten. Ab jetzt rollts. Kurz vor Dover standen wir dann noch in einem fiesen Stau und waren froh, so früh gestartet zu sein und einen Zeitpuffer von über zwei Stunden eingebaut zu haben. Am Fährterminal lief alles wie geschmiert, für ein kleines Aufgeld durften wir auf die 14-Uhr-Fähre umbuchen und stellten uns in die Einschiff-Schlange. Vier Stunden später sind wir wieder auf dem Fest-Festland und haben nochmal 650 Kilometer vor uns. Nun denn, rauf aufs Gaspedal und brummen. Zum Glück können wir beide uns ganz gut leiden und so hat immer der Nichtfahrende den am Steuer unterhalten und entertained. Jede Menge Blödsinn! Und schön laut Musik mitgegrölt 🙂 Unangenehm wurde es leider in Belgien, als wir durch die Ardennen fuhren. Hier war ein so dicker Nebel, nur noch max 50 km/h waren möglich und wir schleichen im Blindflug über die ansonsten leergefegte Autobahn. Das hat Nerven gekostet.

Ein Anruf vom Team erreicht uns, dass wir nur bis 23 Uhr auf das Gelände auffahren dürfen, ab dann herrscht Nachtfahrverbot im Fahrerlager. Waaaaah?! Alles umsonst? So früh gefahren, soviel Umstände, um dann draußen schlafen zu müssen? Wir bitten die Jungs, nochmal zu intervenieren, denn halb zwölf scheint uns eine realistische Ankunftszeit zu sein. Hoffnung! Vielleicht? Eventuell? Sonderregelung? Einen Anruf später dürfen wir aufatmen, wir sind wohl nicht die einzigen, denn alle noch draußen unterwegs seienden Mechaniker haben Karenz bis zwölf, aber dann ist der Bart definitiv ab. Wir geben alles! Das letzte Stück fährt JAN, ich habe die Uhr fest im Blick, das wird ne Punktlandung. Wir fallen von der Autobahn, brettern verkehrswidrig schnell durch das mitternächtliche Hockenheim und landen fünf vor zwölf mit quietschenden Reifen am Einlasstor des Hockenheimrings. GESCHAFFT!

Glücklich fallen wir den anderen Teammitgliedern in die Arme und freuen uns einfach nur, diese Mördertour hinter uns gebracht zu haben. Gleichzeitig überfallen uns auch die Leute: „Wie wars!“, „Erzählt mal!“ „Boah, wassn geiles Zelt!“. „Wie ist Schottland?“. Wir quatschen noch mindestens bis vier Uhr morgens, um dann todmüde in unser Zelt zu krabbeln. Morgen wird’s laut! Richtig laut!

In dieser Nacht, wirklich wahr, träume ich tatsächlich von Skye. SKYE! Nur ein paar Stunden weg von diesem traumhaften Ort beschleicht mich schon eine heftige Sehnsucht…

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