Wenn du glaubst, du hast schon alles gesehen … pah. Von wegen!
Anfang des Jahres wurden wir von Freunden gefragt, ob wir Lust hätten, mit aufs Traktorpulling zu fahren? TRAKTORPULLING? Ja, was ist denn das? Neugierig haben wir zugesagt, in der Annahme, dass es vielleicht ein nettes Wochenende mit einer landwirtschaftlichen Ausstellung oder ähnlichem wird. Denn – egal wie – Freizeit draußen ist genau unser Ding. Die Tage vergingen, das ganze Unternehmen nahm Form an. Unterkunft gebucht, denn der Veranstaltungsort liegt oben im Nordischen, in Füchtorf in der Nähe von Osnabrück.
In der Zeit dahin war ich dann doch ein wenig neugierig und habe ein wenig gegoogelt. Ja, das ist ja gar keine langweile Traktorschau. Hey, das ist ja fast wie Dragster-Rennen. Verrückt. Tractor-Pulling ist nämlich der schwerste Motorsport der Welt, der wie alle PS-Superlative aus den USA kommt. Vielleicht standen sich irgendwann mal zwei Farmer gegenüber und stritten, wer den stärkeren Traktor hat. Mittlerweile ist das ganze im professionellen Motorsport angekommen und es werden richtige Meisterschaften ausgetragen, auch hier in Europa. Die deutsche Meisterschaft 2016 startet hier in Füchtorf.
Wir wollten die ganze Veranstatung sehen und reisten extra in aller hergottsfrühe Samstag morgen an. Das Wetter versprach für das Wochenende von Sonne über Regen nach Hagel bis Schnee alles. Wir beschlossen, uns davon nicht beeindrucken zu lassen, denn es gibt kein schlechtes Wetter, wenn man richtig & gut drauf vorbereitet ist … Wer auf die Bilder schaut, glaubt kaum, dass das alles an einem Wochenende war. Das Wetter schlug halbstündlich um. Auf der Heimfahrt saßen wir durchgefroren aber mit Sonnenbrand im Auto. 🙂
Die „Arena“ ist ähnlich wie beim Dragstrip eine präparierte Strecke. Eine Fahrbahn, ca. 120 Meter lang mit großem Hügel am Ende auf dem eine schöne große „2016“ leuchtete. In unterschiedlichen Klassen treten die Traktoren an, bekommen einen Bremswagen angehängt und geben Gas. Ziel ist die 100-Meter-Marke, nur dann ists ein sogenannter „Full Pull“. Es geht darum, den Bremswagen so weit wie möglich zu ziehen. Dieser hat ein Gewichtschlitten aufgeladen, welcher sich während des Laufs langsam nach vorn bewegt und so immer mehr Gewicht auf die Achse des Pullers bringt. Wer die weiße Markierung rechts oder links überfährt oder Teile unterwegs verliert, wird disqualifiziert.
Mordsgaudi! Ehrlich!
Am Samstag fuhren die kleinen Klassen, was für unseren Einstieg in diese Art von Motorsport schon sehr interessant war. Den alten Hasen unter den Zuschauern konnten die kleinen Mini-Traktörchen und „Garden Puller“ nur ein müdes Lächeln abringen. Wir waren davon aber schon begeistert und ganz fasziniert. (wieso musste ich nur immer schmunzeln, wenn der Moderator von „Mini-Pullern“ sprach?)
Am Sonntag dann bekamen wir die Elite dieses Sport zu sehen! Wie oft wir ungläubig den Kopf geschüttelt haben, kann ich garnicht mehr sagen. Da werden bis zu FÜNF V8-Motoren mit jeweils knapp 2.000 PS auf Fahrzeuge gebaut, die optisch nicht mehr viel mit dem Arbeitsgerät eines Bauern zu tun haben. Was für ein Spektakel.
Natürlich findet hier rundherum der uns vom Dragracing gut bekannte Rennzirkus statt. Parallelen waren überall zu finden. Die Leute sind genauso verrückt, fanatisch und chaotisch wie beim schnellsten Motorsport der Welt. Auch hier wird in monatelanger Arbeit alles gegeben – für einen 100-Meter-Lauf, der nur ein paar Sekunden dauert – immer am Limit von Material & Fahrer. Höllenmaschinen, die einen Höllenlärm machen und mit ihrem Höllengestank die Luft verpesten.
HIier fühlen wir uns wohl! Sauwohl!
Nächstes Jahr heißts für uns defintiv wieder: Arena Füchtorf – Fuuuuuuuull Pull!
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