Fünf wird er heute. Fünf ganze Jahre.
Eigentlich ein wundervoller Tag. Ein toller Tag. Ein Tag zum Feiern und Fröhlichsein. Wir haben ihm heute morgen auch schon ein Ständchen gesungen. Morgens halb 5, er war noch ganz müd, der Kleene und hat sich ganz sicher über sein zwei Dosenöffner gewundert. So früh, weil wir hierhin unterwegs waren …
Unser Harris!
Und wie so viele wissen, ist das etwas Besonderes. Grade er. Er, der so schlimm krank war. Wir sind mit ihm durch die Hölle, barfuß, ohne zu wissen, wo der Ausgang ist. Selbst wir beide, mit unserem bis dahin unerschütterlichen Optimismus, haben irgendwann aufgegeben. Der Kopf hat gesagt, hör auf. Das Herz hat aber geschriehen: NEIN!
Mittlerweile wissen wir, dass er ganz ganz großes Glück hatte. er war zur richtigen Zeit bei den richtigen Ärzten, die nach langer Suche auch irgendwann die richtige Diagnose stellten. Nun nimmt er jeden Tag 5mg Cortison, seine “Lebensversicherungs”-Tablette, wie wir sie immer nennen. Diese sorgt dafür, dass seine Autoimmunerkrankung, unter der er leidet, nicht ausbricht.
Warum schreibe ich das jetzt und heute und hier? Ich habe beim Mailssortieren eine Mail gefunden, die ich damals in diesem Chaos an eine liebe Freundin und Züchterin unserer zwei Coonies geschrieben habe. Dieses zeigt Wort für Wort, wie wir uns damals fühlten.
Wir sind so froh, dass du bei uns bist – du roter Teufel.
” (Juli 2012)
Ein Hallo nach Nauheim,
Ich beginne am besten gleich mit der Katastrophe.
Heike, wir kämpfen um das Leben unseres kleinen roten Teufelchens «Harris»!!!!!
Er liegt mittlerweile in Hofheim in der Tierklinik und bekommt dort alles, was er braucht. Es liegt nun in deren Händen und in Gottes Gunst. Aber lass mich von vorn beginnen.
Wie du ja weißt, hatte er im Februar seine erste Krankheitsauffälligkeit. Damals nur Fieber. Wurde kurz behandelt, wir haben ihn damals nicht weiter behandeln lassen, weils ja ganz schnell wieder “gut” war (hoffentlich haben wir damit nicht sein Leben auf dem Gewissen). Kurz drauf, keine drei Wochen später der nächste Fieberschub. Dann schon mit Klinikaufenthalt, Zwangsernährung, Wasser unter die Haut spritzen usw. Das Fieber war weg nach drei Tagen, Medikamente sauber und ordentlich bis zum Schluss gegeben, Cortison ausgeschlichen. So wie es sein soll. Damals lautete die Diagnose: “wir haben keine …”. Nix. Blutbild iO, Röntgen und Ultraschall alles iO. Alles in bester Ordnung, angeblich haben wir eine kerngesunde Katze, keiner weiß, was er hatte. Aber wir waren ja auch froh. Wichtig war für uns, dass er wieder gesund ist. Jetzt im Nachhinein ärgern wir uns sooooo sehr, dass wir nicht sensibler waren.
Dann zogen eure beiden Traumkatzen ein! Und wir sind euch immernoch so unendlich dankbar dafür. Sie bereichern uns und unsere Leben so wahnsinnig.
Ende Mai verhielt sich Harris wieder komisch. Zog sich zurück, wurde sehr ruhig, schlief viel. Aber er fraß ganz normal, kam zu den Mahlzeiten auch hin, futterte seinen Napf leer und trollte sich wieder. Okay, ich schob es auf die Hitze an Pfingsten. Leider leider leider habe ich nicht mal Fieber gemessen, da er völlig normal Futter aufnahm, dachte ich, des passt schon. Gib ihm ein wenig Ruhe. Mannmann… schon wieder ein Versäumnis meinerseits. Nach drei Tagen war der Spuk vorbei und er hübbelte und sprang wieder im Haus rum, so wie unser Wirbelwind Harris eben immer ist.
Jetzt, am So., 1.7. kams zum Chaos. Wir waren über nacht weg (Töchterlein hatte 21. Geb gefeiert), und wurden am Sonntag morgen an der Tür nur von drei Katzen begrüßt. Hetfield, Tiffyline und Lennox standen da und freuten sich wie die Kesselflicker, dass wir wieder da sind. Nur unser Harris lag oben im Wohnzimmer und erst als er uns dort sah, stand er auf und schmuste uns an. Aber nicht wie sonst. *panik
Aber auch hier wieder, Fressen und Katzenklo ganz normal. Mein Indikator sind bei Harris die Leckerli, wenn er die nicht mehr möchte, dann stimmt was nicht. Mittwoch früh, nachdem es nicht “besser” wurde und er dann auch kein Fressen nichtmal mehr Leckerli wollte, habe ich Fieber gemessen: 40,9°! Sofort geschnappt und ab in die Klinik nach Gelnhausen, sollte ja schnell gehen. Darum bin ich “nur um die Ecke” mit ihm.
Ab hier beginnt das Chaos, meine liebe Heike. Unsäglicher Schmerz in unseren Herzen! Die Ärztin dort hat ihn untersucht, “hmm, das mit dem Fieber. Hm ja. Er hatte ja erst im Februar… Diese Fieberschübe … Wir machen mal Ultraschall”. Im Ultraschall stellte sie zwei vergrößerte Lymphknoten fest. Da meinte sie ganz trocken: “mit dem Fieber zusammen und wenn sich keine anderen Entzündung findet gehe ich stark von Leukose aus. Und da er ja keinen Kontakt zu kranken Tieren hatte (Wohnungskatze), muss er das von der Mutter schon haben”. Der erneute negative Test auf Leukose (erster war im Februar) würde nix aussagen! BAMM!
Heike, für uns brach eine Welt zusammen. Ich habe ihn dort gelassen, für weitere Untersuchungen. Sie meinte, wenn das Fieber nicht weg geht, müssen wir fest von einer tödlichen Viruserkrankung ausgehen. Sie hat ein AB gespritzt, Cortison und Fiebersenker. Jedesmal wenn wir ihn im Zeitraum von Mittwoch bis Samstag besucht haben, hat er sich gefreut, gemaunzt, geschnurrt, wollte raus aus diesem Minigefängnis. Die Prognose der Ärztin sah aber düster aus. Sie ging fest von Leukose mittlerweile aus, weil das Fieber einfach nicht verschwinden wollte und kein AB anschlägt.
Sie hat aufgrund ihrer Diagnose darauf bestanden, sofort den Rest der Katzentruppe zu testen und zu impfen. Selbstverständlich haben wir das ernst genommen. Also, am Freitag nachmittag alle drei eingepackt, hingefahren negativ getestet, geimpft. Lennox hat so geweint im Auto! Was haben wir nur angerichtet … Er hat so gelitten, hat sich 200m von daheim weg schon in die Box gepieselt, Autofahren hasst er definitiv. Und er ist doch ‘eh schon so ein Hasenfuß. Wir haben ein so wahnsinnig schlechtes Gewissen …
Samstag morgen dann der Super-GAU. Wir kamen in die Klink, Bobbelchen besuchen, weiteres besprechen. Waren 11 Uhr dort – Harris richtig cool drauf, aber auf dem Krankenblatt war kein Fieber gemessen!!!! Kai hin zur Tierarzthelferin, sie meinte: “Bisher sind wir nicht dazu gekommen. Zuviel Stress heute”. WAS?? Gerade das Fieber ist bei ihm doch entscheidend für alle weiteren Maßnahmen. Dann mein letztes Gespräch mit der Ärztin, nachdem er endlich untersucht wurde: “Ja, er hat wieder Fieber, 40°. Ich versuche jetzt nochmal ein anderes AB, das ist unsere letzte Chance. Wenn das nicht hilft, müssen wir uns überlegen, was wir tun. Dann kann ich nichts mehr für ihn machen”. Ich bin fast zusammengebrochen! War grad alleine, Kai konnte nicht mit warten in der Klinik, hatte nen Termin. Einschläfern? Mein Herzblatt? Ein Teil unseres Kleeblatts? Einfach so? Er wirkt doch so normal. Freut sich, schnurrt, gibt Köpfchen, frisst, mach Pipi und Häufchen, alles ganz normal. Nur leider dieses hartnäckige Fieber und die zwei großen Lymphknoten. Das alleine soll ausreichen? Niemals.
Wir hatten einen Tip bekommen von nem guten Freund: “Fahrt nach Hofheim, die sind spitze und das Beste, was ihr für den Tiger tun könnt”. Gesagt getan, noch am Samstag nachmittag hat Kai angerufen in Hofheim, nach kurzer Schilderung: “Kommen sie her, wir schauen mal. So schnell geben wir nicht auf!”
Also, angerufen in Gelnhausen, gefragt, ob unser Harris transportfähig ist, ja, darf er. Hingefahren, abgeholt. Die Ärztin selbst hat ihn uns übergeben, mit den Worten, dass Hofheim spitze ist, und sie eigentlich sogar froh ist, dass wir mit ihm dorthin fahren. Sie möchte sogar informiert werden, wie es weiter gegangen ist. In der Zwischenzeit hatte sie ihn NOCHMAL geschallt und die Lymphknoten nochmal bestätigt. Und im letzten Satz gab sie uns dann den Kick: “Er hat jetzt seit heut morgen Einflockungen im linken Auge. Vielleicht ist es ja auch FIP?”
BAMM! Das Rätselraten geht weiter. Egal, wir mussten dort weg. Unser Liebling musste dort weg. VIELLEICHT? Wir haben womöglich UMSONST die anderen drei Tiger diesem wahnsinnigen Stress ausgesetzt?! Vielleicht doch “keine Leukose”. *kotz
Die Fahrt nach Hofheim hat er richtig gut überstanden. Hat zwar zwischendurch (vor Aufregung?) stark gehechelt, aber meine Leckerlis reingehauen wie ein Scheunendrescher und gemeckert wie ein Großer, weil ich ihn festgehalten hab. Der hatte eine Kraft. In Hofheim mussten wir leider dann doch noch knapp zwei Stunden warten. Erstuntersuchung: Alles nochmal von vorn. Er tut mir so leid, schon wieder festhalten, Blut nehmen, Ultraschall, Röntgen und und und. Er blieb selbstverständlich dort und die Tierärztin hat sich zu keiner Aussage bzw. Diagnose hinreißen lassen. Nur, dass sie alles tun werden.
Gestern, am So., kam gg nachmittag der Anruf, nur eine vorab-Diagnose. Also, der Verdacht auf Leukose kann nicht bestätigt werden, FIP steht leider aber noch im Raum, aber was viel wichtiger ist –> Sie haben im Ultraschall ‘etwas’ am Darm gesehen. Vielleicht ein Tumor. Das könnte genauso gut der Auslöser seiner Krankheitssymptome sein. Sie haben uns telefonisch um die Erlaubnis zur Biopsie gebeten. Er ist noch so jung und kräftig, Sie empfehlen es. Natürlich! Dann würden wir weiter sehen.
Vorhin kam ein Anruf, er hatte heute morgen nur ganz leichtes Fieber, einer Biopsie stünde nix im Weg, Narkoserisiko besteht aber halt immer. Aber leider ist der FIP-Verdacht noch immer da.
Nachher wollen sie sich melden, ob und wie er den Eingriff überstanden hat.
Nun schwirren mir tausend Dinge durch den Kopf, ich bin am Dauer-Surfen im Internet. Ich schlage mich mit millionen von medizinischen Begriffen rum. Ich schlafe seit Mittwoch kaum, wir heulen seit Mittwoch ständig. Selbst jetzt, ich hab immer Wasser im Auge stehen. Kann mich nicht konzentrieren, kann nicht mal Urlaub nehmen, Kollegin nicht da. Kai ist auch komplett verzweifelt. Ständig stehen wir irgendwo im Haus, sehen sein Körbchen, euren Feder-Wedel, den er abgöttisch liebt, seit wir den von euch mitgebracht haben und fangen an zu weinen. Ich weigere mich, nur drei Schälchen Futter hinzustellen.
Wir sind zutiefst verzweifelt. Tiffy ist großartig im Trösten und auch Lennox merkt ganz deutlich, dass etwas nicht stimmt. Sie belagern uns, sobald die Tränen laufen. Tiffy spricht ganz viel mit uns. Sogar der immer etwas kühlere Hetfield schmust mehr als sonst.
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