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Bonaire – das kleine Paradies

Augen auf, der letzte Tag des Jahres bricht an. SILVESTER! Unser Ziel für heute haben wir schon in der Nacht erreicht, wie liegen am Terminal von Kralendijk, der Hauptstadt der kleinen Insel Bonaire. Es ist noch dunkel, als wir uns fertig machen und wir sind die ersten beim Frühstück, denn wir müssen wirklich mit Sonnenaufgang raus. Wir haben heute nicht so viel Zeit, weil das Schiff schon 17:30 wieder ablegt, um da draußen auf See die Jahreswende zu feiern. Vorher wollen wir aber so viel es geht von der Insel sehen – also heißt es für uns: 7:30 von Bord!


BONAIRE:

  • Hauptstadt: Kralendijk
  • Lage: Teil der kleinen Antillen
  • Fläche: 288 km²
  • Bevölkerung: ca. 19.000 Einwohner
  • Sprache: Amtssprache ist Niederländisch, Papiamentu
  • Währung: US-Dollar

Wir sind tatsächlich das zweite Pärchen, welches das Schiff verlässt. Das Hafenviertel schläft noch, nur vereinzelte Autos wollen in den Bereich des Anlegers. Hier sehen wir übrigens auch die erste lebendige Schrankenanlage. Sitzt er da, und lässt mittels eines Gewichts an einem Seil die Schranke runter & hoch, wenn ihm das passt oder eben nicht. Genial … 🙂

In 5 Minuten Fußweg haben wir auch schon das Büro von Bonaire Cruisers erreicht und sind die ersten, die anstehen, um ihr gebuchtes Gefährt abholen wollen. Wir werden heute den ganzen Tag Golfcar fahren. Yeah! Bei der Anmietung bekommen wir eine Map, viele nützliche Tipps und man kann zwischen zwei Routen – der Nord-und der Südroute – wählen. Wir haben allerdings das Ziel, beide zu schaffen.

Für beide Routen braucht man laut Bonaire je 3 Stunden, wenn man sie gemütlich fahren will und da ich für einen Brunch gerne ins im Süden gelegene Ocean Oasis möchte, lenken wir zuerst unser Golfcar Richtung Norden.


Natürlich habe ich vor unserer Reise das Internet und Googlemaps gequält, um wirklich die schönsten Spots der Insel zu finden. Aber für Bonaire ist das eigentlich nicht nötig. Nirgends war der Spruch so gültig wie hier: Der Weg ist das Ziel. Keine Ahnung, wie oft ich an diesem Tag gesagt habe: “oh mein Gott, ist das schön hier!” Jetzt, in dem Moment wie ich das hier schreibe und die Bilder wieder sehe, bekomm ich schon wieder Gänsehaut, weil es eben wirklich einfach nur unfassbar schön dort ist. Aber gut, ich schwärme ab.

Wir fahren ca. eine Viertelstunde aus Kralendijk hinaus und finden schon unseren ersten Stop. Der “oil slick leap” ist im Grunde genommen kein wirklicher Sightseeing-Punkt sondern eher ein Tauchspot. Denn, das muss man wissen, Bonaire ist einfach ein absolutes Taucherparadies und uns beiden juckt es hier extrem in den Beinen. Wir starten hier auch ganz kurz mal die Drohne, allerdings sind wir uns nicht sicher, ob wir das wirklich dürfen, denn zu dieser Insel gibt es widersprüchliche Aussagen was dieses Thema betrifft. Also gibts ein Foto von da oben und wir packen sie wieder weg, da wir etwas weiter weg Wohnhäuser sehen.


Der nächste Halt mit unserem überdachten Mopped ist “1000 Steps”. Auch das ist wieder ein Tauch- bzw. Schnorchelspot (sogar einer der Schönsten), aber hier kommen auch normale Touristen voll auf ihre Kosten. Es ist einfach nur traumhaft schön, diese Natur, diese Farben, diese Einsamkeit. Wir sind völlig alleine hier und total in diesen Platz verliebt.


Wir knattern fröhlich mit dem Mobil die Route weiter. Man kommt erstaunlich gut voran, allerdings ist die Insel ja auch nicht groß. Die Vegetation ändert sich ein wenig, die grünen Bäume machen jetzt Platz für unzählige Kakteen. Löchrige Felsen säumen den Weg und laden zum drauf rumklettern ein. Allerdings bleiben wir mit dem Gefährt selbstverständlich auf der Straße. Sollte man auch, denn das Dingens ist luftbereift und die Räder halten den Dornenbüschen, die hier überall wachsen, nicht stand. Ich denke, dass das auch schon so Manchem zu Verhängnis wurde, ohne Grund wird man nicht so eindringlich davor gewarnt …


Auch hier machen wir wieder einen Stop an einem Taucheinstieg. Der heißt “Karpata”. Übrigens sind alle relevanten Spots auf der Insel mit diesen weithin sichtbaren gelben Steinen versehen. Hier beobachten wir ein etwas älteres Ehepaar, ich bin zwar schlecht im Schätzen, aber die beiden waren bestimmt um die 60, beim Ausstieg, mit Gerödel und Gedöns. Mit all dem Tauchequipement die steilen Treppen hoch – Respekt!

Tauchen ist auf Bonaire übrigens total einfach. Man mietet sich eine Paket bestehend aus Anzug, Jacket, Maske & Co., unbegrenzter Luft und einem Auto (meist ein Pickup mit Haltevorrichtungen für die Taucherpullen) und fährt alleine los. Ein Guide ist hier nicht notwenig, die meisten Spot sind direkt vom Strand aus erreichbar, meistens geht es nach ein paar Metern schon los und sie sind unter Wasser gut sichtbar markiert. Total easy.


Etwas weiter passieren wir den Washington-Slagbaai-Nationalpark. Hier ist die Einfahrt für uns leider strengstens verboten. Er nimmt mit seinen 5.600 Hektar ca. 20% der Insel ein und ist das größte zusammenhängende Naturschutzgebiet der kleinen Antillen und ein fantastischer Rückzugsort für Bonaires vielfältige Tier- und Pflanzenwelt. Wenn ist das richtig verstehe, kann man durchaus in den Park, nur eben nicht mit diesem Mobil.

Wir bleiben also weiter auf der ausgewiesenen Landstraße und kommen an das “Goto Meer”. Hier haben wir wieder ganz viel Glück und dürfen Flamingos sehen. Abgsehen von den großen Kolonien im Süden der Insel hat man hier oben am Goto Meer gute Chancen, welche zu Gesicht zu bekommen. Eine kleine Gruppe gründelt da also sehr nahe am Ufer nach Krebsen und wenn man den Tieren den nötigen Abstand lässt, lassen sie sich auch gut beobachten.


Und mit diesem großen See haben wir auch schon den Scheitelpunkt der Nord-Tour erreicht und wenden unser Gefährt wieder in Richtung Süden. Nächster Stop: Rincon. Das ist nach der Hauptstadt Kralendjik (was übrigens ganz simpel Korallendeich heißt) die zweite Stadt der Insel. Uns erscheint die Stadt eher wie ein kleines verträumtes Dörfchen, wo jeder jeden kennt und die Tiere frei über die Gasse laufen. Hier fallen uns zum ersten mal auch die Kaktusszäune auf, die sehr effektvoll vorm Eindringen aber bestimmt auch vorm Ausreißen hindern. Rincon ist die erste und älteste Siedlung auf Bonaire.


Egal wie groß das Städtchen auch ist – sie beherbergt für uns einen wichtigen Stop: die Cadushy Distillery. Weil es aber noch so früh am Tag ist, machen wir einen Stop an einem winzigen Supermarkt. Davor sitzt eine Gruppe Männer, die uns etwas skeptisch anschauen. Oder ist es interessiert? Wir holen uns was zu trinken und fragen, ob wir uns dazu setzen dürfen. Mit dieser Frage haben wir wohl das Eis gebrochen und es entstand ein wirklich sehr angeregtes Gespräch.

Wir sitzen bestimmt eine ganze Stunde bei den Jungs, stoßen sogar am Ende noch mit einem Bierchen auf die neu gewonnene Bekanntschaft an und verlassen sie nicht ohne das Versprechen, wenn es uns mal wieder auf die Insel verschlägt, uns bei ihnen zu melden. Das war mega lustig bei euch: Bano und BigJohn!

Mittlerweile hat auch die Distillery ihre Tore geöffnet und wir fahren das kleine Stück die Straße hinunter. Leider haben wir keinerlei Möglichkeit, einen Einblick in die Produktion zu bekommen. Denn – das vergisst man schnell im Urlaub – heute ist ja Silvester! Aber verkosten dürfen wir. Zuerst einen Likör aus Kaktus. Hm, naja, also, ähm, ach nö. Das war dann jetzt irgendwie nicht so unsres. Aber dann entdecken wir noch einen extra Stand und dort wird die eigentlichen Produkte der Distillery angeboten. Rum, Wodka und tatsächlich Whisky. Selbstredend verkosten wir alles! Der Whisky ist, wenn auch ein Blended, wirklich gut. Er hat schon Preise abgeräumt und eine Flasche davon wandert in unseren Rucksack.


Wir beenden unseren Besuch in der kleinen Stadt Rincon und nehmen Kurs zurück nach Kralendijk um von da aus dann auf die Südroute zu fahren.


Einen Zwischenhalt machen wir noch am Seru Largu – ein wundervoller Aussichtspunkt weit oben. Seru Largu heißt “großer Hügel”. Man hat einen weiten Blick auf die Westküste mit der Hauptstadt Kralendijk und die vorgelagerte Insel Klein Bonaire. Hier oben wohnen Ziegen und auch Leguane. Was es allerdings mit dem Denkmal auf sich hat, haben wir nicht heraus bekommen.


Es ist gegen Mittag, als wir wieder zurück in der Hauptstadt sind und nun wirkt sie wesentlich belebter als noch heute früh. An allen Ecken und Enden wird gebaut, entsteht Neues. Unzählige Baustellen sehen wir. AWir durchfahren die Stadt, wo wir immer wieder den (für uns!) recht sorglosen Umgang mit dem Silvesterfeuerwerk sehen können. Das wird schlicht aus dafür eilig aufgestellten Container verkauft.


Wir passieren den winzigen Flughafen der Insel und kommen vorbei an unzähligen Hotelkomplexen, hinter dicken Mauern versteckt. immer wieder halten wir kurz an, um uns zu kneifen. Wie schön ist das hier? Guckt euch doch mal das Wasser an?!


Hier wollen wir unbedingt nochmal hin und GENAU DA ins Wasser hüpfen und untertauchen!


Die Bebauung verändert sich dann zunehmends, die Häuser werden immer kleiner und liegen weiter auseinander, bevor sie komplett aufhören. Und da – da am Ende – direkt neben einer Ruine eines wohl nie bewohnten Hotelgebäudes liegt unser Ziel. Die Ocean Oasis. Uns knurrt mittlerweile bös der Magen, wir blinken rechts und fahren auf den kleinen Parkplatz. Zum Glück hat das Restaurant geöffnet. Wir hatten schon ein wenig Sorge wegen Silvester. Aber alles gut – allerdings schließen sie 17 Uhr. Das ist uns egal, da sind wir schon wieder an Bord.

Also rein in die gute Stube. Man betritt zuerst ein Restaurant, welches nach vorn in Richtung Meer und Strand völlig geöffnet ist. Dort befindet sich auf einem paradiesischem Strand der Außenbereich. Direkt am Gebäude sind mehrere Reihen kleine Sitz-Inseln mit Stühlen und Tischen während in den Reihen davor in Richtung Wasser große Loungebetten stehen. Leute, wie unfassbar schön ist das denn? Wir können uns kaum satt sehen, fühlen uns von der ersten Sekunde an pudelwohl. Ein DJ ist auch da und bringt live Aufgelegtes an die Gäste, nebenan lädt eine kleine Bucht dazu ein, nach dem Futtern kurz ins Wasser zu hüpfen.

Wir sind überwältigt von der Schönheit dieses Ortes.

So! Geht! Karibik!


Hier verweilen wir sehr sehr lange, fast zweieinhalb Stunden, gehen tatsächlich nach dem Essen eine Runde Schwimmen, schicken Silvestergrüße in die Heimat an Familie und Freunde und könen uns einfach nicht trennen. Wenn das überhaupt noch ging, so haben wir uns hier an dieser Stelle noch ein wenig mehr in diese traumhafte kleine Insel verliebt und beschließen genau dort, dass wir definitiv wieder kommen werden. Sei es im Rahmen einer erneuten Kreuzfahrt oder, was uns eigentlich lieber ist, als Einzelbesuch. Flüge gibt es günstig ab Amsterdam und Unterkünfte findet man enmasse hier. Und dann gehts auch endlich unter Wasser!

Immer die Uhr ein wenig im Blick müssen wir uns dann aber doch loseisen, zahlen unsere Zeche und schwingen uns wieder auf unser Golfcar. Direkt vor uns liegen die berühmten Salzfelder von Bonaire. Und dort holt uns die Natur auch wieder ein. Mit ihrer Vielfalt aber auch Schlichtheit. Wir passieren die Salzseen, die in allen möglichen Farben schimmern. Hier auf Bonaire wird tatsächlich noch Salz gefördert, während das auf Curaçao und Aruba schon eingestellt wurde.


Frisch geflutete Seen sind noch grün/türkis, die anderen rosa. Diese Farbe kommt übrigens von den Salzwasserkrebsen, die in ihnen leben. Darum sind auch Flamingos rosa. Die größten Kolonien leben übrigens genau aus diesem Grund hier in den Feldern. Das ganze Gebiet nennt sich übrigens Pekelmeer, die Salzberge werden Salt Pans genannt und liegen direkt am Salt Pier, die Salzgewinnungsanlage. Von hier wird das weiße Gold direkt auf Schiffe verladen, um in die Welt hinaus geschickt zu werden.


Der industrielle Anblick täuscht, denn genau unter dem Pier soll eines der schönsten Tauch- und Schnorchelgebiete der Insel sein. Wir werden es bei unserem nächsten Besuch herausfinden. Je südlicher wir kommen, umso karger wird der Bewuchs und immer wieder sehen wir links von uns Flamingos, in kleinen aber auch riesigen Gruppen.

Die Salzfelder wurden früher von Sklaven betrieben und deren Hütten stehen heute als Denkmal noch dort am Strand. Sie haben eine Grundfläche von ca. 2×2 m und sollen bis zu drei Arbeiter beherbergt haben. Man kann es sich kaum ausmalen, unter welchen Bedingungen die Menschen hier leben mussten. So idyllisch die Häuschen auch liegen haben sie doch eine dunkle Vergangenheit.


Wir liegen zwar super in der Zeit, die wir noch haben, bevor wir aufs Schiff zurück müssen, drücken jetzt aber doch ein wenig auf den Pinsel, dass wir den Rest der Rundfahrt noch beenden können. Lieber nehmen wir in Kralendijk noch einen Absacker, sind aber doch sicher wieder in Schiffsnähe. Nichts fänden wir schlimmer, als ausgerechnet HEUTE den Dampfer zu verpassen. Immerhin freuen wir uns schon seit Ewigkeiten auf den Jahreswechsel auf dem Pooldeck auf offener See!


Übrigens soll es neben den Flamingos auch unzählige freilebende Esel hier auf Bonaire geben. Und ich schwöre, wir haben nicht einen einizigen zu Gesicht bekommen. Glaubt man das? Unfassbar, oder? Auch das ist etwas, was wir beim nächsten Mal defintiv ändern werden!

Kurz vor der Hauptstadt halten wir noch an einer klitzekleinen Bar am Straßenrand an, trinken ein Bierchen und sind megaglücklich über den Tag, wie er bisher verlaufen ist. Das Golfcar war die beste Entscheidung, die wir treffen konnten. Es hat uns grademal 90$ für den ganzen Tag gekostet und so viel Spaß gebracht. Wir würden es jederzeit wieder tun und können es nur wärmstens empfehlen. Mit leuchtenden Augen geben wir das Car zurück und auf die Frage, ob es uns gefallen hat, brauchte sie eigentlich keine Antwort. Ich bin sicher, sie sah uns an, dass wir restlos verliebt sind und ihre Frage war nur rhetorisch. Wir versprechen auch hier: Wir kommen wieder!

Aber nun – zurück an Bord, da wartet eine riesen Party auf uns!


Wir gehen flink duschen, hüpfen in was Bequemes und flitzen wieder hoch aufs Pooldeck, wo wir mit einem Schirmchendrink das Ablegen begleiten. Sogar das kleine Boot, welches die Arbeiter zu den Pollern fährt, an denen wir festgeleint sind, macht zum Abschied noch ein Herzchen ins Wasser. Hach!


Machs gut, Bonaire! Von keiner der vielen Inseln, die wir bisher sehen und besuchen durften fiel uns der Abschied so schwer. Blitzschnell hat sie sich in unsere Herzen gestohlen und fest verankert.

Wir sehen uns wieder!


Auch wenn das hier grad nach Abschluss des Tages klingt, ist da ja noch was. Klar, Silvester! Genau das wollten wir wenigstens einmal im Leben erleben. Einen Jahreswechsel an Bord eines Kreuzfahrtschiffes.

Wir werfen uns ein wenig in Gala und gehen ins Atlantik essen. Auch diesen Tisch musste man schon zwei Monate voher in der Tui-App reservieren. Diesmal war wirklich alles super. Alle Kellner sehr aufmerksam, das Essen unglaublich lecker und alle Leute, Gäste und Personal, waren von dieser besonderen aufgekratzten Stimmung geladen. In Deutschland ist es gerade Mitternacht, als wir zu Abend essen und wir schicken Bilder und Grüße nach Hause und bekommen wiederum Anstoßbildchen und -videos geschickt.


Wir nehmen nach diesem oppuleten Mahl noch einen Absacker bei unseren liebgewonnenen Barleuten an der TUI-Bar und merken auf einmal, wie schlagskaputt wir sind. Das frühe Aufstehen, der Tag voller Eindrücke, die Sonne, der Alkohol all das fordert seinen Tribut und wir beschließen, uns für ein Stündchen aufs Ohr zu legen. Wir wussten, wenn wir jetzt an Deck gehen, dann halten wir nicht mehr durch bis 12. Also retour in die Kabine. Das Schiff schaukelt so schön gleichmäßig, so dass wir tatsächlich sofort einschlafen.

Glücklicherweise haben wir uns in weiser Voraussicht einen Wecker gestellt, der uns dann tatsächlich 23 Uhr weckt. Stockdunkel da draußen, nur das Handy leuchtet auf dem Nachttisch. Ich greif nach der TV-Fernbedienung, zappe mich im Bord-TV in die Livebildkamera an Deck und wir sehen, dass da oben der Mob tobt. Wir schauen uns beide an, fast hätten wir gesagt, komm lass uns weiter schlafen. Aber das haben wir nicht getan. Wir freuen uns doch nicht ein dreiviertel Jahr lang genau hierauf, um es dann zu verschlafen!?

Also, wieder rein in die Klamotten, ein bisschen düselig und noch müde betreten wir den Fahrstuhl und als der sich oben auf Deck 14 öffnet, prallt die volle Party auf uns ein. Das Deck ist voll mit allen Gästen, die das Schiff hat, die Bars und mobilen Ausschankhilfen sind mit unfassbar vielen Bedienungen besetzt, die versuchen, die durstige Meute zufrieden zu stellen. Es gibt ein Hummerbufett, spezielle Champagner-Wagen und so weiter. Die Musik ist laut und passend, und wir haben gradmal unser zweites Getränk in der Hand, als der Kapitän schon seine große Rede auf der Bühne beginnt. Eine große Uhr wird eingeblendet und es ist kurz vor zwölf! Laut zählt das komplette Schiff die letzten Sekunden herunter und mit einem unglaublich schönen Feuerwerk begrüßen wir das Jahr 2020.

Nie im Leben hätte ich geglaubt, dass es möglich ist, von einem Kreuzfahrtschiff ein solches Feuerwerk zu zünden. Wir prosten uns zu, wünschen vielen Leuten um uns herum ein gutes neues Jahr und werden von wildfremden Menschen umarmt. Wir hatten uns einen super Platz direkt am Poolrand ergattert, etwas erhöht, von dem aus wir einen tollen Blick hatten. Neben uns war eine große Eisskulptur bestehend aus den vier Zahlen des Jahres 2019 aufgebaut. Symbolisch wurden püntlich zur Jahreswende die “19” ins Wasser gestoßen, während fleißige Mitarbeiter eine “2” und eine “0” anschleppen.


JAN holt Runde um Runde Gintonics heran, die Party nimmt mit jedem Drink Fahrt auf, die Meute um uns herum macht sich bekannt und feiert immer ausgelassener.

Und ich geb mein Ehrenwort – ich weiß es nicht mehr genau, wie und warum. Ich weiß nur noch, dass es auf einmal platschte weil einer aus unserer Gruppe mitsamt Anzug und Schuhen in den Pool sprang und die anderen animierte, es ihm gleich zu tun. Und schon sprang auch das erste Silvesterkleidchen hinterher. Die schweren Zahlen “1” und “9” schwammen noch im Pool und wurden schnell von den Mitarbeitern geborgen, bevor sich noch einer der Nachtschwimmer verletzt.

Die Stimmung war derart ausgelassen, immer mehr Leute folgten dem Lockruf und JAN meinte, er springe jetzt auch rein. Sinnlos zu versuchen, ihn daran zu hindern. Ich nahm ihm lediglich das Handy ab, er stülpte sich das Hemd über den Kopf, streifte die Schuhe ab und hechtete mit einem Kopfsprung hinterher.


Es hat ein paar Überredungskünste der schon Planschenden gebraucht, bis auch ich meine Schuhe auszog und mit hinterher sprang. Wann hab ich jemals wieder die Gelegenheit, Silvester im Pool (IM KLEID!) zu feiern? Egal! Rein da!

WAS FÜR EINE PARTY! Völlig überdreht, vielleicht auch weil sich niemand wirklich kennt, feiern wir alle zusammen noch bis morgens fünf Uhr und machen an der letzten Bar, die dann nur noch für uns geöffnet hatte, das Licht aus. Vorsorglich schob man uns noch einen Kühlwagen hin, in dem etliche Corona-Flaschen auf Eis steckten, allerdings waren wir dann alle fertig. Wir umarmten alle nochmal, stiegen klitschnass und tropfend in den Fahrstuhl und fuhren in Deck 3, wo wir in unserer Kabine totmüde ins Bett fielen.

Ich schließe diesen auf so vielen verschiedenen Wegen sehr besonderen Tag mit dem Gruß, den ich an der Theke von einem der bezaubernden Jungs bekam, die sich auch an diesem Abend – wie immer – so sehr ins Zeug gelegt haben, ihre Gäste glücklich zu machen:

“Gute Rutsch und Beinbruch”

Tagescocktail: Sonnenstrahl

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