Heute steht mal wieder ganz viel „Wasser des Lebens“ auf unserer Agenda. Wie soll es auch anders sein, immerhin sind wir auf der Whiskyinsel schlechthin. Auf Islay.
Unser erster Weg wird uns heute zu Kilchoman führen. Hier hatten wir vor zwei Jahren unsere ersten Schritte gemacht. Hier war damals unsere erste Führung, hier haben wir zum ersten Mal dieses Thema reingeschnuppert und und sofort wohl gefühlt. Kilchoman haben wir als kleine echte und ursprüngliche Destillerie in Erinnerung. Da wir ja hier schon eine Führung hatten, haben wir uns dieses Mal für etwas ganz Besonderes entschieden. Im Zuge des opendays kann man die Aktion „Be a Bottler“ buchen, das haben wir schon im Vorfeld von Deutschland aus getan. Gebucht und bezahlt, denn solche Aktionen sind gerne schnell ausverkauft. Das eigentliche openday-Programm startet an diesem Morgen erst 10:30 Uhr, unsere Tour allerdings schon um 9:30.
Es heißt also mal wieder Wecker, Käffchen, schnelle Dusche und los. Zwanzig Minuten später stehen wir vor der Einfahrt zur Distillery und wundern uns, dass hier schon die Hölle los ist. Der Parkplatzeinweiser hat alle Hände voll zu tun, die anreisenden PKW und Wohnmobile zu verstauen. Als wir auf das Gebäude zulaufen, sehen wir schon eine lange Schlange an Leuten, die für irgendetwas anstehen. Wir haben keine Ahnung, wonach die Schlangensteher streben. Wir können nur ahnen, dass es um die Festivalabfüllung geht.
Wir fragen die nette Dame am Eingang, welche fleißig Tastinggläser verkauft, wo wir uns einfinden müssen und werden für ca. 10 Minuten zwischengeparkt.
Und pünktlich geht es auch schon los. Wir betreten sofort die Abfüllhalle. Hier steht eine Maschine, die fast schon selbstgebastelt anmutet und im Moment noch schläft. Karen stellt sich vor und erzählt flott über ihren Arbeitsplatz, über Mengen an abgefüllten Flaschen, Abfüllrekorde, wie viele Leute hier arbeiten und auch noch ein paar andere Fakten über Kilchoman. Sie stellt noch kurz ihre zwei Kollegen vor und dann geht es auch schon los.
Jeder der Anwesenden schnappt sich vier leere Flaschen, platziert sie in den dafür vorgesehenen Boxen und drückt einen Knopf – und automatisch füllen sich die vier Flaschen mit dem flüssigen Gold. Danach werden mit reiner Mannes(Frauen-)kraft die Korken eingedrückt. Das ist ganz schön schwer, wenn die furztrocken sind. Weiter dürfen die Flaschen zur nächsten Station fahren, in welcher die Korken nochmals mit Maschinenkraft richtig eingedrückt werden. Am nächsten Punkt werden den Flaschen die schönen Verschlusshülsen aufgesetzt und verschweißt, um ein Stück weiter ein schickes Label auf den Bauch geklebt zu bekommen. Am Ende werden dann wieder per Handarbeit die exklusiven Metall-Coins eingesetzt. Eigens dafür ist in den Flaschen eine Nut im Glas. Auch wenn es ein Massenprodukt ist, ist doch noch viel Menschenhand gefragt, dass am Ende jede Kilchoman-Flasche so aussieht.
Jetzt kommt der persönliche Part. Wir dürfen das Rückenlabel unserer persönlichen Flasche mit unserem Namen signieren und per Hand aufkleben. Es wandern die Flaschen „Jan&Aika 1“ und JAN+AIKA2“ in unsere Taschen. Auch noch der wundervolle „Machir Bay“, der wirklich ein ganz ganz besonderes Tröpfchen ist. Wir sind an dieser Stelle eigentlich schon glücklich. Wir verabschieden uns händeschüttelnd von der quirligen Karen, der wir beim Abschied noch kurz von Briony erzählen wollen, die uns vor zwei Jahren dieses „Erstemal“-Gefühl in die Herzen gepflanzt hat. Und auf einmal begann Karen zu erzählen, dass Briony nichtmehr da ist, aber bald Managerin der neuen Distillery sein wird, die noch in diesem Jahr auf Islay eröffnen wird. Wir erzählen ihr, warum Kilchoman immer etwas Besonderes für uns sein wird und sie freut sich über unsere Geschichte. Sie bittet uns zu warten und kommt 5 Minuten später mit einer Flasche Whisky unter dem Arm und zwei Gläsern zurück. Zur Feier „unserer Wiederkehr“ müssen wir einen trinken und sie öffnet dazu extra eine neue (wir habens gegoogelt – sauteure!!) Flasche Whisky und gießt uns mehr als großzügig ein. Wir schwatzen also bei unseren vierfachen Dram und erzählen von uns und sie von sich. Auch ihre beiden Mitarbeiter, beide noch sehr junge Burschen bleiben bei uns und lauschen mit. Der eine hat scheinbar Hunger und beißt verschämt in sein Frühstücksbrot. Alles in allem ein für uns wieder sehr persönliches Erlebnis, welches in unseren Herzen bleiben wird. Wir verabschieden uns von den dreien, versprechend wiederzukehren, und gehen nach draußen, wo schon Livemusik spielt. Eine Band aus jungen Leuten, die die Musik scheinbar im Blut zu haben zu scheinen. Die vier spielen schottische Musik, wir nehmen Platz auf den Strohballen, die dafür aufgebaut sind, hören ihnen eine ganze Weile zu, genießen unseren Whisky (mönsch, Karen hast echt gut gemeint, das Glas ist immer noch halb voll) und schauen den Leuten beim Anstehen zu. Die Band spielt echt geile Musik, die könnten wir gut auf unserem Schmiedefest gebrauchen. Kann man die einfliegen?
Jedenfalls müssen wir langsam „goodbye“ zu Kilchoman sagen, für heute steht noch ein klein wenig Programm auf dem AIKA-Reiseplan. Als nächstes wollen wir Bunnahabhain anfahren, kommen aber auf dem Weg dahin an einem Schild vorbei, welches verspricht, dass an dieser Stelle „Ardnahoe“ 2018 seine Pforten öffnen wird. Ardnahoe? Das haben wir doch heute schon einmal gehört. Natürlich, das ist die Distillery, in welcher Briony Managerin ist. Also, Blinker und rechts raus. An einem Zelt mit Schlagbaum, was da mitten in der Pampa steht, empfängt uns ein netter Mitarbeiter, an seiner Arbeitskleidung offensichtlich zugehörig zu ausgeschilderter Distillery. Er erzählt uns, dass diese (natürlich) noch eine Baustelle ist, aber man eine klitzekleine Führung machen können. Klarer Fall, das hören wir uns an. Und so kommt es, dass wir mit Stuart oben auf dem Berg stehen, er glühend von der dort entstehenden Whiskybrennerei erzählt, was diese alles beinhalten wird, welche Whisky man dort brennen will, woher der Name stammt und noch vieles mehr. Auch wenn uns die Midges fast auffressen dort oben auf dem Hügel, hören wir ihm sehr gerne zu und freuen uns jetzt schon darauf, beim nächsten Besuch eine neunte Distillery auf Islay besuchen zu können.
Weiter fahren wir zu Bunnahabhain. Hier haben wir leider ein nicht ganz so tolles Erlebnis. Da am nächsten Tag openday ist, haben alle Mitarbeiter alle Hände voll zu tun und man lässt uns leider komplett links liegen. Auf die Frage, ob man heuet eine Führung bekäme, kam nur ein schnödes „no tour today“. Schade, so ziehen wir wieder ab. Also einen Sympathiepunkt bekommen die nicht von uns.
Wir fahren weiter zur dritten Distillery, die heute auf unserem Plan steht: Caol Ila. Hier hatten wir beim letzten Mal leider das Pech, dass grade keine Führung zur Verfügung stand, sich aber die Mitarbeiterin alle Mühe gab, uns ein nettes Bild zu hinterlassen. Dieses Mal haben wir Glück, kaum sind wir da, geht es auch schon 5 Minuten später los. Wir stehen mitten in der größten Brennerei, die wir bisher zu Gesicht bekommen haben. So viele Brennblasen in einem Raum haben wir noch nicht gesehen. Drei Wash- und drei Spiritstills, das ist wirklich viel. Helen, unser Guide, erzählt, dass Caol Ila für sehr viele blended Whiskys die „peated“ Note sind. Und natürlich dürfen wir auch bei ihr noch einen Whisky verkosten. Ich nehme den Festivalwhisky und JAN eine Distillerys Edition. Der schmeckt ihm so gut, dass er glatt eine Flasche davon kauft.
Mittlerweile ist es später Nachmittag, mir stecken die kurzen Nächte (und auch der Alkohol :))) ziemlich in den Knochen und wir beschließen, uns schnell was zu Futtern zu kaufen und zum Campingplatz zurück zu fahren. Hier haue ich mich für zwei Stündchen aufs Ohr, bevor wir den Tag mit leckeren Burgern vom Grill und einer großen Schüssel Salat beenden. Morgen steht Natur pur an. Zumindest versprechen die Beschreibungen der beiden Strände, die ich rausgesucht habe, Einiges. Nun gut, wir werden sie uns ansehen.